Pflanzenheilkunde

Holunder: Superfood und Heilpflanze

23. August 2022
Holunderblüten

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist Dir vielleicht schon in der Nähe von Häusern oder Wegen begegnet. Die Heilpflanze enthält zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und ist damit ein richtiges Superfood. So wird der Schwarze Holunder in der Pflanzenheilkunde zum Beispiel als Holundersaft angewendet.

Susanne Koch

Lesezeit: 4 Minuten

Heilpflanze und Superfood Holunder: Ein Baum, Strauch oder beides?

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) wird der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) zugeordnet. Weltweit kommen ca. 20 Arten der Gattung Sambucus vor. In unseren Breiten sind neben dem Schwarzen Holunder (Sambucus nigra), der Traubenholunder (Sambucus racemosa) und der Attich (Sambucus ebulus) heimisch. Rasch wächst das stark verzweigte Gehölz auf die stattliche Höhe von bis zu 6 m. Er erreicht dabei ein Alter von bis zu 100 Jahren. Sein Wuchs ist meist strauchartig. Du kannst aber auch Holunder mit baumartigem Wuchs finden.

Wo Du den Schwarzen Holunder finden kannst

Der Schwarze Holunder wächst häufig in der Nähe von Siedlungen und Wegen. Fast möchte man meinen, er suche die Nähe der Menschen. Denn er siedelt sich durchaus auch ungefragt in der Ecke des Gartens an oder er drängt sich dicht an einer Gartenmauer oder Hauswand. Aber auch am Waldsaum, entlang lichter Waldwege oder an Böschungen findet man nicht selten üppigen Bewuchs von Holunder.

Schwarze Holunderbeeren
Die schwarzen Holunderbeeren enthalten roh das Blausäureglykosid Sambunigrin. Daher müssen sie vor dem Verzehr auf über 80° C erhitzt werden. © Berty/stock.adobe.com

Superfood und Heilpflanze Schwarzer Holunder

Die Holunderbeeren sind kleine Kraftpakete, sie stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe. Du kannst sie für Deine Gesundheit nutzbar machen. Neben den Vitaminen A, Teilen der Vitamin B-Gruppe, Vitamin E und vor allem reichlich Vitamin C, enthalten die Holunderbeeren auch Mineralstoffe, zum Beispiel Kalium, Kalzium und andere. Bemerkenswert ist insbesondere der Gehalt an Flavonoiden, vor allem an Anthocyanen. [1] In Studien wurde die Wirkung der Anthocyane erforscht. Anthocyane können zellschützend, immunstimulierend, antientzündlich und antiviral wirken, insbesondere gegen Influenzaviren. [2]

Anwendung des Schwarzen Holunders

In der Pflanzenheilkunde werden Holunderbeeren traditionell vor allem zur Stärkung des Immunsystem und zur Unterstützung des Heilprozesses von Infektionskrankheiten angewendet. Für Holunderbeeren (Sambuci fructus) gibt es keine Monografie, sie haben ihren Platz in der Erfahrungsmedizin. Holunderblüten (Sambuci flores) haben dagegen eine Positiv-Monografie von ESCOP, HMPC und Kommission E für Erkältungskrankheiten.

Für die Stärkung des Immunsystem und zur Unterstützung des Heilprozesses von Infektionskrankheiten nimmt man meist den Saft oder das Mus der Holunderbeeren. Holundersaft von guter Qualität gibt es im Reformhaus oder Bioladen. Der Saft kann auch selbst hergestellt werden. Am einfachsten geht das mit dem Dampfentsafter. Wenn Du mit einem Zentrifugalentsafter oder Slowjuicer Saft gewinnst, dann musst Du ihn auf jeden Fall erhitzen, um das Sambunigrin unschädlich zu machen. Aber auch ohne spezielle Geräte kannst Du Holundersaft herstellen.

Achtung! Holunderbeeren enthalten das Blausäureglykosid Sambunigrin – auch die reifen! Deshalb können roh verzehrte Holunderbeeren Brechreiz, Übelkeit und Durchfall auslösen. Durch das Erhitzen der Beeren auf Temperaturen über 80 °C wird Sambunigrin abgebaut. Dafür genügt es, wenn die Beeren für 3–5 Minuten komplett auf 80 °C erhitzt werden. Es gibt keine bekannten Nebenwirkungen oder Kontraindikationen bei der Einnahme von gekochten Holunderbeeren, auch nicht hinsichtlich der Menge, die Du zu Dir nimmst.

Holunderbeer-Immunbooster

 Wenn das Wetter wieder unstet wird oder wenn Du für Infektionen besonders exponiert lebst und leicht mit Erregern in Kontakt kommst, ist das eine Herausforderung für Dein Immunsystem. Eine Kur mit Holunderbeeren wie unten beschrieben kann Deinen Körper dann bei der Infektabwehr unterstützen 

Zutaten

  • 2 kg frische Holunderbeeren
  • 500 ml Wasser oder Apfel- oder Birnensaft
  • Saft einer Zitrone

Die Beeren mit Hilfe einer Gabel von den Zweigen streifen und zusammen mit dem Wasser bzw. dem Saft im geschlossenen Topf zum Kochen bringen und 15 Minuten köcheln lassen.

Zubereitung

Für Saft gibst Du die Beeren dann in ein feinmaschiges Sieb oder ein Tuch und lässt sie in ein Auffanggefäß abtropfen. Hier braucht es sehr viel Geduld, das kann dauern. Schneller geht es, wenn Du die gekochten Beeren in 2–3 Portionen in ein Tuch gibst und von Hand auspresst. Das Tuch hat danach eine dauerhaft lila Farbe. Die Hände auch, wenn Du keine Handschuhe trägst!

Für Mus musst Du die Beeren durch das Sieb streichen, so gewinnst du nicht nur den Saft, sondern auch etwas vom Fruchtfleisch. Das ergibt eine etwas dickere Konsistenz. Ob Saft oder Mus ist Geschmackssache. Die Wirkung ist bei beidem die gleiche.

Saft oder Mus dann noch einmal aufkochen und heiß in sterilisierte Flaschen oder Gläser mit Schraubverschluss füllen und sofort verschließen. Ich empfehle, die Flaschen noch einmal im Einkochtopf oder Backofen für 15 Minuten bei 90° C einzukochen, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Anwendung

Zur Immunstärkung kannst Du eine Kur machen und 4 Wochen lang täglich ein Schnapsgläschen voll erwärmten Holundersaft trinken oder 2 EL vom Mus direkt essen oder zum Beispiel in einen Becher Joghurt oder Dein Müsli einrühren. Wenn er Dir pur nicht schmeckt, kannst Du etwas Honig oder süßen Holunderblütensirup zugeben.

Wenn dich doch ein Infekt erwischt hat, nimmst Du statt der kleinen Menge 2–3-mal am Tag eine kleine Tasse (ca. 150 ml) erhitzten Holundersaft mit einem Teelöffel Honig oder Holunderblütensirup und etwas frischem Zitronensaft zu Dir. 2 Scheibchen Ingwer zusammen mit dem Saft erhitzt verstärken die Wirkung zusätzlich. Den Saft trinkst Du, solange die Symptome anhalten und 3 weitere Tage zur Unterstützung bei der Rekonvaleszenz. Aufgrund des enthaltenen Zuckers – auch des fruchteigenen Zuckers – sollten Säfte grundsätzlich nicht ständig als Durstlöscher getrunken werden. Abgesehen von der Anwendung als Kur sind alle Säfte eher eine Leckerei für besondere Gelegenheiten.

Holunderbeerentee mit Holunderblüten
Mit Holunderblüten und Holunderbeeren lässt sich ein wohltuender Tee zubereiten. (Symbolbild)
© iMarzi/stock.adobe.com

Erkältungstee mit Holunderbeeren 

Für einen Erkältungstee kannst Du getrocknete Holunderbeeren verwenden. Du musst auch hier beachten, dass die Beeren wegen des Sambunigrin wie oben beschrieben aufgekocht werden müssen.

Lindenblüten haben eine positive Monografie der Kommission E bei Erkältungskrankheiten und trockenem Reizhusten. In der Erfahrungsmedizin nimmt man Lindenblütentee auch als schweißtreibendes Mittel sowie bei drohenden Erkältungen und Situationen mit Ansteckungsgefahr zu sich. Es gibt keine bekannten Kontraindikationen oder Nebenwirkungen.

Mädesüßblätter und -blüten erhielten von der Kommission E ebenfalls eine Positivmonografie bei Erkältungskrankheiten. Es enthält wie die Weidenrinde natürliche Vorläufer des Wirkstoffs Salicylsäure.

Achtung! Mädesüß darf aufgrund seiner Inhaltsstoffe nicht bei Menschen verwendet werden, die eine Überempfindlichkeit auf Salicylate („Salicylsäure-Allergie“) aufweisen.

Zutaten

  • 600 ml Wasser
  • 1 TL getrocknete Holunderbeeren (Sambuci fructus)
  • 1 TL getrocknete Holunderblüten (Sambuci flos)
  • 1 TL getrocknete Lindenblüten (Tiliae flos)
  • 1 TL getrocknete Mädesüßblüten (Spiraeae flos)

Zubereitung

Koche die getrockneten Holunderbeeren kurz in Wasser auf. Dafür die Beeren für 3–5 Minuten komplett auf 80° C erhitzen. Dann das Wasser vom Herd nehmen und die getrockneten Holunderblüten, Lindenblüten und Mädesüßblüten zugeben und zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen und über den Tag verteilt 3 Tassen des heißen Tees trinken. Den Tee wendest Du so lange an, bis die Symptome abgeklungen sind und noch 3 Tage darüber hinaus, um den Körper in der Rekonvaleszenz zu unterstützen.

Mehr Rezepte zu Holunder folgen im Blogbeitrag Holunderbeeren süß und herzhaft zubereiten.

Literatur

[1] Bühring U. Lehrbuch Heilpflanzenkunde. 5. Aufl. Stuttgart: Haug; 2021. DOI: 10.1055/b000000072

[2] Chrubasik C, Chrubasik S. Schwarzer Holunder: Volkstümliche Anwendungen wissenschaftlich belegt. Zeitschrift für Phytotherapie 2008; 29: 71-74. DOI: 10.1055/s-2008-1077270

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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