Pflanzenheilkunde

Lindenblüten – Wärme für Körper und Seele

13. Juni 2022
Lindenblüten

Lindenblüten gehören seit dem Mittelalter zu unseren bekanntesten Hausmitteln. Sie können bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen Linderung ermöglichen, beispielsweise bei einer Erkältung, aber auch, wenn Du niedergeschlagen bist. Du kannst sie als Tee trinken, einer Teemischung hinzufügen oder von ihnen als Zusatz in einem Bad profitieren.

Sebastian Vigl

Lesezeit: 2,5 Minuten

Was Lindenblüten alles können

Lindenblüten sind ein beliebter Bestandteil vieler Erkältungstees – nicht nur wegen ihres süßen Honigaromas. Ein Zehntel ihrer Inhaltsstoffe sind Schleimstoffe, diese bilden bei der Teezubereitung einen Schleim, der beim Trinken auf entzündeten Schleimhäuten von Mund und Rachen eine schützende Schicht hinterlässt. Damit können Lindenblüten Entzündungen, Halskratzen und Reizhusten linden, besonders wenn mit dem Tee vor dem Schlucken kurz gegurgelt wird. Wenn das den eigenen Hustenreiz lindert, kommt das auch anderen zugute. Denn: Wer weniger hustet, verbreitet weniger Krankheitserreger.

Lindenblüten könnten Experimenten zufolge auch die Abwehrkräfte stimulieren, das Wachstum von verschiedenen Bakterien hemmen und durch ihre schweißtreibende Wirkung die Infektabwehr fördern [1]. Zu den Indikationen der Kommission E zählen Erkältungskrankheiten und trockener Reizhusten. Die HMPC-Monografie nennt die Anwendung von Lindenblüten zur Linderung von Erkältungssymptomen und als Unterstützung bei leichten Symptomen von Stress. Bei der stresslindernden Wirkung der Linde könnten ihre unlängst entdeckten Alkaloide eine Rolle spielen [2].

Bei ersten Anzeichen eines Infektes wie Frösteln oder Halskratzen könnten wir uns das als Schwitzkur (s.u.) zunutze machen. Lindenblütentee kann auch vorbeugend in der Erkältungssaison schützen, da er Schleimhäute vor Kälte und Austrocknen bewahrt.

Lindenblüten können die Haut beleben, also das Organ erwärmen, das uns mit anderen verbindet, das berührt und berührt wird. Dies kann Menschen helfen, die sich nicht wohlfühlen in ihrer Haut und denen menschliche Nähe und Wärme fehlt. Oft neigen diese zu kalter Haut, Lindenblüten können diese durchwärmen und damit Trost geben, öffnen und verbinden.

In unserer Praxis sind Lindenblüten fester Teebestandteil bei Trauer, Depression, Einsamkeit, Nostalgie oder Liebeskummer. Dabei spielen auch die beruhigenden und stresslindernden Eigenschaften von Lindenblüten eine Rolle, die wir uns bei ruhelosen Kindern (z.B. ADHS) und Erwachsenen zunutze machen.

Zubereitungsformen mit Lindenblüten

Die Teezubereitung ist optimal für Lindenblüten, das dabei verwendete heiße Wasser unterstützt ihre wärmende Wirkung und löst sowohl ihre fettlöslichen (z.B. ätherische Öle) als auch ihre wasserlöslichen (z.B. Schleimstoffe, Flavonoide) Bestandteile. Für einen Lindenblütentee 1 EL Lindenblüten mit ¼ l siedendem Wasser zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen und bis zu 3-mal täglich trinken.

Als Schwitzkur 2 EL Lindenblüten in ½ Liter siedendem Wasser zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen und den Tee möglichst warm trinken, sich dazu am besten in eine Decke einwickeln und im Anschluss zugedeckt ruhen.

Für ein entspannendes Lindenbad 30 g Lindenblüten mit 2 l siedendem Wasser zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und zum Badewasser geben.

Die Tinktur der Linde könnte vor allem bei stressbedingten Beschwerden eine gute Option sein (3-mal täglich 20 Tr. mit etwas Flüssigkeit), der dabei verwendete Alkohol löst gut ihre beruhigenden ätherischen Öle.

Teemischung bei Erkältung

Zutaten

  • 20 g Lindenblüten (Tiliae flores)
  • 50 g Breitwegerichkraut (Plantaginis lanceolatae herba)
  • 40 g Mädesüßkraut (Spiraceae herba)
  • 70 g Angelikawurzel (Angelicae radix)
  • 60 g Holunderbeeren (Sambuci fructus)

Zutaten/Dosierung

2–3-mal täglich 1 gestrichenen EL der Mischung mit ¼ l siedendem Wasser zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen. Zum Süßen ist Lindenblütenhonig ideal.

Vorsicht: Aufgrund des Mädesüßkrautes die Teemischung nicht anwenden bei Salicylat-Überempfindlichkeit. Angelikawurzel kann die Lichtempfindlichkeit der Haut steigern. Den Tee daher nicht vor einem ausgiebigen Sonnenbad einnehmen. Während der Schwangerschaft die Teemischung ohne Angelika anfertigen lassen und einnehmen!

„Herzöffnende“ Teemischung für Trost, gute Laune und Seelenwärme

Zutaten

  • 20 g Lindenblüten (Tiliae flores)
  • 50 g Johanniskraut (Hyperici herba)
  • 50 g Buchweizenkraut (Fagopyri herba)
  • 80 g Angelikawurzel (Angelicae radix)
  • 70 g Orangenschale (Aurantii pericarpium)


Zubereitung/Dosierung

2–3-mal täglich 1 gestrichenen EL der Mischung mit ¼ l siedendem Wasser zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen.

Vorsicht: Angelikawurzel kann die Lichtempfindlichkeit der Haut steigern. Den Tee daher nicht vor einem ausgiebigen Sonnenbad einnehmen. Wer Medikamente einnimmt, sollte den Tee nur nach ärztlicher Rücksprache trinken, da das im Tee enthaltene Johanniskraut die Wirksamkeit verschiedener Medikamente beeinflussen kann! Während der Schwangerschaft die Teemischung ohne Angelika anfertigen lassen und einnehmen!

Und zum Schluss …

Lindenblüten sollten in keiner heilpflanzlichen Hausapotheke fehlen: Lindenblütentees sorgen für Wohlbefinden, Wärme und lindern Erkältungssymptome.

Literatur

[1] Willuhn G (1989) Lindenblüten. In: Wichtl M (Hrsg.) Teedrogen, 2. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, S. 312–314 (Verfälschungen von Arzneidrogen | SpringerLink)

[2] Symma N, Bütergerds M, Sendker J, Petereit F, Hake A, Düfer M, Hensel A. Novel Piperidine and 3,4-dihydro-2H-pyrrole Alkaloids from Tilia platyphyllos and Tilia cordata Flowers. Planta Med. 2021 Aug;87(9):686-700

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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