Pflanzenheilkunde

So kann Schafgarbe die Gesundheit der Frauen unterstützen

23. Juni 2023
Schafgarbe

Namen wie Bauchwehkraut, Heil aller Schäden, Jungfernkraut, Mutterkraut oder auch Blutstillkraut verraten bereits, wie oder für wen die Schafgarbe früher gerne genutzt wurde. Aber sie kann noch wesentlich vielfältiger eingesetzt werden! Bei welchen Beschwerden sie besonders Frauen unterstützen kann, erfährst Du in diesem Beitrag!

Ruby Nagel

Lesezeit: 3 Minuten

Schafgarbe: traditionelles Heilkraut zur Blutstillung

Schafgarbe (Achillea millefolium) wird bereits seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt. Schon Dioskurides, einer der bekanntesten Ärzte der Antike, empfahl sie zur Blutstillung. Auch die kräuterkundige Hildegard von Bingen zermahlte die getrockneten Blüten und Blätter zu einem feinen Pulver, das anschließend in Wunden gestreut wurde, um Blutungen zu stoppen.

In der Frauenheilkunde macht man sich diese Wirkung vor allem bei hellroten, starken und langanhaltenden Menstruationsblutungen sowie bei starken Blutungen nach der Geburt zunutze.

In der Schafgarbe sind Gerbstoffe (v. a. Tannine) enthalten [1], die einen blutstillenden Effekt haben sind.

Ich habe in meiner Praxis die Erfahrung gemacht, dass Schafgarbentee bei langanhaltenden und starken Menstruationsblutungen blutstillend wirkt. Am besten lösen sie sich die wirksamen Inhaltsstoffe in wässrigen Auszügen, weshalb die innerliche Einnahme des Schafgarbentees aus dem blühenden Kraut (herba cum flores millefolii) ideal ist. Ich wende den Tee daher folgendermaßen an:

Tee aus Schafgarbe

Zubereitung

Um eine Tasse Schafgarbentee zuzubereiten, übergießt man 2-4 g Schafgarbenkraut mit 250 ml heißem Wasser und lässt es abgedeckt 10-15 min. ziehen. Anschließend abgeseihen.  

Dosierung und Anwendungsdauer

Es sollten 2-4 Tassen pro Tag getrunken werden. Bei regelmäßigen Beschwerden empfehle ich eine Teekur von 6 Wochen. Bei Bedarf kann die Kur wiederholt werden.

Teetasse mit Schafgarbe
Tee aus frischer Schafgarbe. Quelle: Ruby Nagel, Najac/France

Hinweis: Bei allen in diesem Text genannten Anwendungsgebieten darf die Schafgarbe in welcher Form auch immer nur nach Diagnostik und Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker erfolgen. Ernsthafte Erkrankungen müssen zunächst ausgeschlossen sein, ebenfalls andere Gründe, die gegen die Anwendung der Schafgarbe sprechen. 

Schafgarbe bei Regelschmerzen und Krämpfen

Wegen der krampflösenden Wirkung könnte die Schafgarbe bei Regelschmerzen und Krämpfen Besserung bringen. Die Muskulatur im Unterleib wird entspannt und die Intensität der Schmerzen während der Menstruation könnte dadurch deutlich gelindert werden. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht bekannt, aber auch das in der Schafgarbe enthaltene ätherische Öl [1] könnte helfen, den Blutfluss zu verbessern und die Gebärmutter zu beruhigen, wodurch Krämpfe gelindert werden könnten.

Anwendung: Auch bei Schmerzen während der Menstruation empfehle ich den Schafgarbentee in der oben genannten Dosierung. Am besten beginnt man mit der Behandlung schon einige Tage bevor die Krämpfe normalerweise beginnen würden. Aus Erfahrung heraus kann ich sagen, dass Regelschmerzen in vielen Fällen mit Hilfe der richtigen Ernährung und den passenden Heilkräutern gelindert werden können.

Schafgarbe zur Linderung von Entzündungen im Genitalbereich

Die Schafgarbe hat sich als nützliches Heilkraut zur Linderung von Entzündungen im Genitalbereich erwiesen. Aufgrund der entzündungshemmenden Eigenschaften des ätherischen Öles [1] könnte sie bei Beschwerden wie Vulvitis, Vaginitis oder Harnwegsinfektionen Erleichterung schaffen, indem sie Rötungen, Schwellungen und Reizungen reduziert. Darüber hinaus wirkt das ätherische Öl auch antimikrobiell [1] und könnte Infektionen im Genitalbereich lindern.

Anwendung: Bei dieser Art Beschwerden nutzt man die Schafgarbe lokal in Form von Sitzbädern oder Waschungen mit einem starken Tee sowie zusätzlich innerlich als Tee.

Sitzbad mit Schafgarbe

Zubereitung

Für ein Sitzbad übergieße ich ca. 5 gehäufte EL Schafgarbenkraut mit 2 l heißem, nicht mehr kochendem Wasser. Den Aufguss abgedeckt 20 min. ziehen lassen, filtern und für das Sitzbad in die mit Wasser teilgefüllte Wanne geben.

Anwendungsdauer

Die Anwendung 2- bis 3-mal pro Woche wiederholen, bis die Beschwerden bereits einige Tage abgeklungen sind.  Am besten zusätzlich durch eine innere Anwendung mit Schafgarbentee (siehe Box „Tee aus Schafgarbe“) und anderen passenden Heilpflanzen unterstützen.

Hinweis: Diese Zubereitung des Schafgarben-Aufgusses ist nicht für die innere Anwendung geeignet!

Schafgarbe zur Förderung der Wundheilung nach Geburten oder Operationen im Intimbereich

Anwendung: Auch die innere Einnahme des Schafgarbentees (siehe Box „Tee aus Schafgarbe“) kann ich empfehlen, um den Heilungsprozess zu unterstützen.

Die Schafgarbe könnte auch eine wertvolle Unterstützung bei der Wundheilung nach Geburten oder Operationen im Intimbereich sein. Auf Grund ihrer entzündungshemmenden, antimikrobiellen und adstringierenden Eigenschaften [1] könnte sie die Heilung von Wunden fördern und Infektionen vorbeugen. Hier empfiehlt sich zur lokalen Anwendung ein wie oben beschriebenes Sitzbad (siehe Box „Sitzbad mit Schafgarbe“).

Schafgarbe bei Durchfall vor oder während der Menstruation

Manche Frauen leiden vor oder während ihrer Periode unter Durchfall, der oft mit Krämpfen und Verdauungsstörungen einhergeht. Die Schafgarbe besitzt auf Grund der Gerbstoffe adstringierende Eigenschaften [1], die helfen könnten, den Durchfall zu lindern, indem sie den Stuhl binden. Dadurch könnte die Häufigkeit und Intensität des Durchfalls verringert werden. Das ätherische Öl wirkt zudem krampflösend [1].  

Anwendung: Ich habe in meiner Praxis die Erfahrung gemacht, dass Schafgarbentee (siehe Box „Tee aus Schafgarbe“) bei dieser Indikation lindert wirkt. Ich empfehle daher 1-3 Tassen Schafgarbentee pro Tag, sie schaffen oftmals bereits Abhilfe. Gerne können auch andere unterstützende Heilpflanzen mit in den Tee gemischt werden.

Was sagen HMPC, ESCOP und Kommission E zur Schafgarbe?

Das HMPC stuft die innerliche Anwendung des Schafgarbenkrautes und der Blüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel bei vorübergehender Appetitlosigkeit, bei leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden und krampfartigen Menstruationsbeschwerden ein. Äußerlich gilt es als wirksame Heilpflanze bei oberflächlichen, kleineren Wunden.

Die Kommission E stuft das Kraut und die Blüte der Schafgarbe innerlich eingenommen als Mittel bei Verdauungsbeschwerden wie Appetitlosigkeit, Dyspepsie und Magen-Darm-Krämpfen und äußerlich als Sitzbad bei Krampfzuständen im kleinen Becken der Frau ein. ESCOP empfiehlt sie ebenfalls bei dyspeptischen Beschwerden. Darüber hinaus wird sie zur äußerlichen Behandlung kleiner Wunden und leichter Haut- und Schleimhautentzündungen empfohlen.

Was sind mögliche Nebenwirkungen von Schafgarbe?

Schafgarbe zählt du den Korbblütlern und darf deshalb bei einer bekannten Korbblütler-Allergie nicht angewendet werden. In der Schwangerschaft darf die Schafgarbe nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen angewendet werden. Wer bereits eine sehr schwache Menstruation hat, aber trotzdem unter Krämpfen leidet, sollte nach Rücksprache mit seinem Arzt oder Heilpraktiker auf andere unterstützende Heilpflanzen zurückgreifen, da die Schafgarbe wie oben beschrieben die Blutung abschwächt.

Fazit

Die Schafgarbe hat sich im Laufe der Jahrhunderte als wertvolle Heilpflanze in der Frauenheilkunde etabliert, die auch heute noch eine wichtige Rolle spielt. Sie kann wunderbar mit anderen Kräutern kombiniert werden

Literatur

[1] Stern S, Helga Ell-Beiser H. Phytotherapie in Theorie und Praxis. 1. Aufl.: AT-Verlag; Aarau und München; 2022

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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