Historisches

Cassiodorus Senator (ca. 485–580 n. Chr.): Institutiones divinarum et saecularum litterarum

29. Dezember 2023
Historische Bücher

Papyrus Ebers, Lorscher Arzneibuch, New Kreuterbuch? Bekannt! Hippokrates von Kos, Dioskurides, Walahfrid Strabo? Natürlich auch! Was aber wissen Sie über diese Werke oder ihre Verfasser denn tatsächlich? Kurze und übersichtliche Zusammenfassungen lesen Sie hier. Immer freitags! Denn wir haben da mal was zusammengestellt …

Iris Eisenmann-Tappe

Magnus Aurelius Cassiodorus, später auch Cassiodorus Senator genannt, wurde wahrscheinlich zwischen 485 und 490 in Scyllaceum in Süditalien geboren. Sein Vater war ein Mitglied des römischen Senatsadels und wurde in dieser Eigenschaft der Privatsekretär Odoakers, der 476 nach der Absetzung des letzten römischen Kaisers, Romulus Augustus, zum König von Italien geworden war. Im Jahr 493 wurde Odoaker in Ravenna von dem Ostgoten Theoderich besiegt. Cassiodor wuchs am Hof von Theoderich in Ravenna auf, da sein Vater sich mit dem neuen König arrangiert hatte. Cassiodor selbst trat als Zwanzigjähriger in den Staatsdienst ein und diente Theoderich und den ihm nachfolgenden ostgotischen Königen in verschiedenen Verwaltungsämtern. Er betätigte sich in dieser Zeit auch als Schriftsteller und verfasste beispielsweise für Theoderichs Schwiegersohn eine Geschichte der Goten.

Für heutige Historiker von Bedeutung ist sein Werk Variae, eine Sammlung von Schriftstücken, die er während seiner Beamtenzeit für die verschiedenen Könige erstellt hatte, für die er arbeitete. Die Rückeroberung Italiens durch den oströmischen Kaiser Justinian wirkte sich für Cassiodor nicht negativ aus, da er sich in seinen Schriften nie negativ über Ostrom geäußert hatte. Bei einem Aufenthalt in Konstantinopel um 550 informierte Cassiodor sich über die Studienordnung an der Schule von Nisbis, einem Zentrum der syrischen Theologie. Zurück in ltalien, zog er sich von seinen Ämtern zurück und gründete auf den Ländereien seiner Familie in Süditalien im Jahr 554 die Klosterakademie Vivarium. Er beschäftigte sich mit der antiken Literatur, sammelte viele Schriften und ließ sie von den Mönchen des Klosters Vivarium vervielfältigen. Durch seine Arbeit blieben viele antike Werke der Nachwelt erhalten, die sonst verloren gegangen wären. Er selbst verfasste mit dem Werk Institutiones divinarum et saecularium litterarum (Einführung in die geistlichen und weltlichen Wissenschaften) eine Literaturliste als Grundlage für den Aufbau von Bibliotheken und schuf nach dem Vorbild der Schule von Nisbis eine Studienordnung für die Ausbildung der Mönche in den abendländischen Klöstern. Noch im Alter von 93 Jahren verfasste er eine Abhandlung über die lateinische Orthografie und legte diesem letzten Werk eine Liste seiner eigenen Schriften bei.

Cassiodor starb um 580 im Kloster Vivarium, das bald nach seinem Tod aufgelöst wurde. Mit seinem Wirken an dieser Stätte hat Cassiodor einen Grundstein für die Rolle der abendländischen Klöster als Bildungsinstitutionen gelegt.

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