Pflanzenheilkunde

Drei natürliche Stimmungsaufheller bei Winterblues

21. November 2023
Niedergeschlagenheit

Fühlst Du Dich im Winter oft träge, lustlos und bedrückt? Dann leidest Du vielleicht wie viele Menschen in der dunklen Jahreszeit unter dem Winterblues. Ich möchte Dir 3 natürliche Stimmungsaufheller vorstellen, die mich jahrelang gut durch den Winter gebracht haben: Johanniskraut, Safran und Rose.

Ruby Nagel

Lesezeit: 4 Minuten

Was ist Winterblues?

Winterblues ist ein saisonaler depressiver Verstimmungszustand, der, wie es der Name vermuten lässt, in den dunklen und kalten Herbst- und Wintermonaten auftritt. Die vorübergehende Stimmungsveränderung endet mit der Rückkehr der Sonne, des Lichtes und der Wärme im Frühling.

Was die Ursachen sind und warum der Winterblues entsteht, das beschreibt Sebastian Vigl in seinem Beitrag „Ein mediterraner Tee gegen Winterblues“ ausführlich. Du kannst es dort nachlesen.

Sehr wichtig ist mir an dieser Stelle zu betonen: Die Symptome des Winterblues ähneln denen einer Depression. Dazu zählen vermehrte Müdigkeit und Trägheit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, vermehrtes Schlafbedürfnis, Schwierigkeiten, morgens aufzustehen, gesteigertes Verlangen nach Kohlenhydraten und Süßigkeiten, Gewichtszunahme, Rückzug aus dem sozialen Leben und verminderte Konzentration.

Ab zum Arzt!

Tritt eines oder treten mehrere dieser Symptome bei Dir auf, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen! Er kann mit seiner Expertise feststellen, ob Du tatsächlich lediglich unter einem saisonalen Stimmungstief leidest oder vielleicht an einer Depression erkrankt bist. Diese Differenzierung der Symptome und eine eindeutige Diagnose ist wichtig, denn die Behandlung einer Depression und eines Winterblues ist nicht dieselbe.

In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrung mit Dir teilen, was bei mir gegen Winterblues geholfen hat. Er ist also nicht als Anleitung für eine Selbstbehandlung zu sehen, sondern als Anregung, über Du bei einem Winterblues mit Deinem Arzt besprechen kannst. Denn was mir geholfen hat, muss für Dich noch lange nicht geeignet oder ausreichend sein.

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung! Ein Arzt, der auf die Behandlung von Depressionen spezialisiert ist, kann Dir sagen, ob und welche Arzneien Du unter Umständen benötigst. Keinesfalls darfst Du einfach selbsttätig eine Behandlung vornehmen!

Johanniskraut (Hypericum perforatum) – ein Lichtbringer in dunkler Jahreszeit

Nahaufnahme gelbe Johanniskraut-Blüten
Johanniskraut ist in Form von standardisierten Fertigpräparaten laut wissenschaftlicher Kommissionen zur Behandlung von Depressionen geeignet.

Johanniskraut ist der Klassiker unter den Heilpflanzen, die zur Stimmungsaufhellung eingesetzt werden. Trotz zahlreicher Studien ist der genaue Wirkungsmechanismus nicht vollständig entschlüsselt. Hypericin und Hyperforin spielen jedoch eine bedeutende Rolle in seiner stimmungsaufhellenden und angstlösenden Wirkung [1].

2018 veröffentlichte die Europäische Gesellschaft für Phytotherapie (ESCOP) eine Monografie zu Johanniskraut und würdigte darin 54 kontrollierte, doppelt verblindete klinische Studien zum Einsatz der Pflanze bei depressiven Verstimmungen. Diese Anwendung wird auch von der Kommission E und dem HMPC bestätigt.

Ich nutze Johanniskraut gerne bei Stimmungsschwankungen, Ängsten, nervöser Unruhe und den daraus entstehenden Beschwerden wie Einschlafstörungen.

Meine persönliche Erfahrung

Als ich in Paris und Berlin gelebt habe, kam Johanniskraut bei mir jeden Winter zum Einsatz. Die Kombination aus einem Beruf, der drinnen ausgeübt wird, und dem Mangel an Sonnenlicht, bescherte mir jeden Winter einen Winterblues. Johanniskraut hat mir sehr gut geholfen! Als Tinktur ist er wirksamer und einfacher in der Anwendung als in Form eines Tees. Erst seitdem ich in Südfrankreich lebe, komme ich im Winter auch ohne Johanniskraut aus.

Hinweis: Eine Depression lässt sich nicht mit einer Johanniskraut-Tinktur behandeln. Für die Behandlung benötigt man eine bestimmte Dosierung des Johanniskrauts, die nur in standardisierten Fertigpräparten enthalten ist. Dazu kann Dir Dein behandelnder Arzt genaue Auskunft geben.

Wichtig: Nimm niemals ohne Rücksprache mit Deinem behandelnder Arzt Medikamente zur (Selbst-)Behandlung einer Depression ein, auch kein Johanniskraut! Solltest Du bereits Medikamente einnehmen, ist vor der Einnahme ein Gespräch mit Deinem Arzt deshalb dringend auch notwendig, wenn Du gerne Johanniskraut einnehmen möchtest, vor allem als hochdosiertes Standardpräparat, weil es Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Arzneien verursachen kann!

Safran (Crocus sativus) – der Stimmungsaufheller aus dem Gewürzregal

Inhaltsstoffe des Safrans können Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gleichgewicht halten. © viperagp /stock.adobe.com

Safran ist nicht nur das kostbarste Gewürz der Welt, er ist auch eine interessante Heilpflanze, die ich in der Praxis gerne in den Wintermonaten einsetze und auch selbst in meiner Berliner und Pariser Zeit genommen habe. Besonders Safranal und Crocin sind dafür verantwortlich, dass unsere Glückshormone Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gleichgewicht sind [2]. Die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol wird gehemmt [5] und der Serotoninspiegel steigt. [2]

Hinweis: Safran ist nicht nur das teuerste Gewürz der Welt, er wird auch am häufigsten gefälscht. Achte deshalb unbedingt auf gute Qualität. Mit dem Bio-Safran, den Du im Gewürzregal im Bioladen kaufen kannst, bist Du in der Regel auf der sicheren Seite.

Meine persönliche Erfahrung

Heute benötige ich keinen Safran mehr, aber als das noch nicht so war, habe ich den Tag mit einem Safran-Tee begonnen. Dafür übergoss ich 4-5 Safranfäden in Bioqualität mit 150 ml heißem, nicht mehr kochendem Wasser und ließ den Aufguss abgedeckt 20 min. ziehen. Anschließend habe ich den Tee ungesüßt und auf nüchternen Magen in kleinen Schlucken getrunken. 

Nicht zu viel des Guten!

Safran wird nicht nur in kleinen Mengen verkauft, weil es so teuer ist, sondern auch, weil die Einnahme höherer Dosen zu Vergiftungserscheinungen, Lähmung bis hin zum Tod führen können. Nutzt man Safran als Gewürz, ist dieser Hinweis weniger relevant, da zu viel Safran im Essen einfach nicht schmeckt. Nimmt man Safran als Nahrungsergänzungsmittel ein, sollte man jedoch genau hinschauen und die Anwendungsempfehlungen des Herstellers befolgen.

Laut der Uniklinik Freiburg ist die orale Einnahme von Safran von bis zu 1,5 g pro Tag unbedenklich. 5 g/kg sind toxisch und 20 g/kg letal [5]. Zu den toxischen Erscheinungen zählen Erbrechen, Blutungen, Schwindelanfälle und Benommenheit.

Rose (Rosa damascena) – die Seelenschmeichlerin

Rosenblüten
Ätherisches Rosenöl und Rosenhydrolat können beruhigend und ausgleichend wirken. Quelle: © tmass/stock.adobe.com.

Die Verwendung der Rose als Heilpflanze hat eine lange Tradition, die sich über Jahrtausende erstreckt. Sie wurde in verschiedenen Kulturen für medizinische Zwecke genutzt, darunter im antiken Ägypten und Griechenland, im Römischen Reich und im alten Persien. Die Blütenblätter, das ätherische Öl und andere Teile der Rose wurden traditionell zur Herstellung von Heilmitteln, Parfüms und kosmetischen Produkten verwendet.

Von allen Anwendungsarten finde ich das ätherische Rosenöl und Rosenhydrolat am wirkungsvollsten. Beide wirken beruhigend, nervenstärkend, ausgleichend und stressreduzierend [3] [4].

Meine persönliche Erfahrung

Das ätherische Öl mische ich im Winter gerne in mein Körper- und Gesichtsöl. Dazu gebe ich 30 Tropfen Bio-Rosenöl (10%ig verdünnt) auf 100 ml Bio-Mandelöl. Das Rosenhydrolat nutze ich als Gesichtslotion. Für eine innerliche Anwendung gebe ich 1-2 EL Hydrolat auf 1 L Wasser und trinke es tagsüber.

Beim Kauf unbedingt beachten!

Ätherisches Rosenöl ist kostbar und hochpreisig, da die Haupterntezeit sehr kurz ist und man vor allem sehr viele Rosenblüten braucht. Aus 30 Blüten enthält man einen einzigen Tropfen ätherisches Öl [3]. Demzufolge gibt es viele Fälschungen auf dem Markt, doch nur echtes ätherisches Rosenöl entfaltet die gewünschte Wirkung. Hersteller mit guter Qualität erkennst Du u. a. daran, dass die Verpackungen folgende Informationen enthalten: deutscher und wissenschaftlichen Name der Pflanze und deren Herkunftsland, verwendeter Pflanzenteil, der destilliert wurde, ob die Pflanze aus biologischem Anbau oder Wildsammlung stammt, eine Chargennummer sowie verschiedene Güte- und Prüfsiegel.

Und zum Schluss…

Mir selbst hat es bei Winterblues auch geholfen, meine Einstellung zur Dunkelheit zu ändern. In unserer westlichen Zivilisation wird Dunkelheit mit Tod und Angst gleichgesetzt. In anderen Kulturen jedoch ist die Dunkelheit der Anfang von allem. Und näher darüber nachgedacht, macht das auch Sinn: Neues Menschenleben entsteht im dunkeln Mutterleib. Ein Samen ruht in der Erde, bevor er im Frühjahr aufkeimt und zur Pflanze heranwächst. Es lohnt sich also auch, den Blickwinkel zu ändern und mal darüber zu sinnieren. … Und warum nicht mit einer Tasse Safran-Tee in der Hand.

Literatur

[1] Blaschek W (Hrsg.). Wichtl –Teedrogen und Phytopharmaka. 6. Aufl. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2016

[2] Stadelmann I. Rosen in der Aromatherapie. Heilpflanzen 2022; 2: 48–53

[3] Werner M, v Braunschweig R. Praxis Aromatherapie. 6. Aufl. Stuttgart: Haug; 2022

[4] Bosson L. Hydrolathérapie. Brüssel: Edition Amyris; 2016

[5] https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Addenda/Paper_21-01/Safran_Update.pdf (abgerufen: 01.11.2023)

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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