Pflanzenheilkunde

Schnelle Hilfe gegen Sonnenbrand: Spitzwegerich-Leinsamen-Gel

21. Juli 2023
After-Sun-Gel aus Leinsamen und Spitzfwegerich

Sommer, Sonne, Gartenarbeit – die perfekte Kombination, um den Kopf freizubekommen. Doch leider kann die Sonne auch die Haut reizen, wenn man nicht aufpasst. Ich zeige Dir, wie Du aus Leinsamen und Spitzwegerich ganz schnell ein kühlendes und die Haut beruhigendes After-Sun-Gel zubereiten kannst. 

Ruby Nagel

Lesezeit: 3 Minuten

Sommer, Sonne, Gartenarbeit – die perfekte Kombination, um den Kopf freizubekommen. Doch leider kann die Sonne auch die Haut reizen, wenn man nicht aufpasst. Ich zeige Dir, wie Du aus Leinsamen und Spitzwegerich ganz schnell ein kühlendes und die Haut beruhigendes After-Sun-Gel zubereiten kannst. 

Spitzwegerich und Leinsamen: Kühlen und befeuchten im Doppelpack

Spitzwegerich mit Leinsamen zu einem Gel zu verarbeiten ist mir das erste Mal in den Sinn gekommen, als ich am Abend eines sonnigen Tages mit rotem Gesicht vor dem Spiegel stand und meine Haut förmlich rief, dass ihr heiß ist und sie verdurstet. Von der wundheilenden Wirkung des Spitzwegerichs hatte ich zwei Tage vorher noch in meinem Kräuterkurs geschwärmt. Zudem war mein  ganzer Garten damit übersät. Die Leinsamen standen auf dem Küchenschrank, weil ich just meiner Nachbarin gezeigt hatte, wie man aus dem schleimigen Brei eine Auflage machen kann. Also probierte ich einfach aus und kombinierte die wunderbaren Eigenschaften beider Pflanzen – kühlen, befeuchten, Entzündungen lindern Wundheilung anregen – miteinander.

Und siehe da: Das Gel tat meiner gereizten und trockenen Haut unheimlich gut. Es ist seitdem den Sommer über regelmäßig bei uns in Benutzung. Auch ohne, dass wir einen Sonnenbrand haben, verwenden wird es einfach für die tägliche Pflege.

Aber was wirkt denn da? 

Leinsamen und Spitzwegerichblätter enthalten beide Schleimstoffe, denen man eine reizlindernde und entzündungshemmende Wirkung zuschreibt [1]. In der direkten Anwendung des Gels empfinde ich außerdem eine kühlende und feuchtigkeitsspendende Wirkung. Und in der Volksheilkunde und Erfahrungsmedizin wird der Spitzwegerich bei Wunden äußerlich als Umschlag verwendet.

Und was sagen die Kommission über die medizinische Anwendung?

Beide Pflanzen erhielten positive Monografien und gelten als anerkanntes Arzneimittel.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata) : 1985 hat die Kommission E den Spitzwegerich als positiv bewertet und als pflanzliches Mittel zur innerlichen Behandlung von Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingestuft. Äußerlich wurde ihm eine Anwendung bei Entzündungen der Haut zugesprochen. Auch die ESCOP erkennt die innerliche Anwendung bei Katarrhen der Luftwege an. In ihrer Monografie werden außerdem die äußere Nutzung bei Insektenstichen, Entzündungen der Haut und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut genannt. Die Monografie der HMPC beschreibt die innerliche Anwendung von Spitzwegerich zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum, bei trockenem Reizhusten und zur Stärkung der Atemwege.

Lein (Linum usitatissimum) : Die Kommision E und ESCOP empfehlen die innerliche Anwendung von Leinsamen bei Verstopfung, Reizdarm, Divertikulitis, bei einem durch Abführmittel geschädigtem Dickdarm sowie als Schleimzubereitung bei Magenschleimhautentzündung und Darmentzündung. Die äußerliche Anwendung als heißer Breiumschlag wird bei lokalen Entzündungen empfohlen. Das HMPC erteilte dem Lein eine Positivmonografie als innerliche Zubereitung bei chronischer Verstopfung, zur Erweichung des Stuhls, zur Vorbeugung von Darmträgheit sowie als Schleimzubereitung zur Linderung leichter Magen-Darm-Beschwerden.

Kühlendes, beruhigendes Spitzwegerich-Leinsamen-Gel als After-Sun-Gel selber machen

Du wirst sehen: das beruhigende, feuchtigkeitsspendende Gel aus nur 3 Zutaten ist im Handumdrehen selbst hergestellt. An sonnigen Tagen habe ich es immer im Kühlschrank. So kann ich meiner Haut nach einem langen Tag im Freien schnell etwas Gutes tun.

Spitzwegerich-Leinsamen-Gel als After-Sun-Gel

Zutaten:

  • 15 g Leinsamen (Linum usitatissimum)
  • 1 Handvoll frische Spitzwegerichblätter (Plantago lanceolata) – alternativ Breitwegerich (Plantago major)
  • 200 ml Wasser
  • optional ätherisches Lavendelöl (Lavandula angustifolia)

Sonstiges:

  • kleiner Topf
  • Stabmixer und Mixbecher
  • feines Sieb
  • leere Sprühflasche (ca. 150 ml)

Zubereitung :

Schritt1 : Gib den Leinsamen in einen kleinen Topf mit 125 ml Wasser und lass ihn unter ständigem Rühren aufkochen. Sobald sich eine gelartige Masse gebildet hat, schaltete den Herd aus und gieße die Flüssigkeit mit dem Leinsamen durch ein feines Sieb. Du benötigst die Flüssigkeit, die Leinsamen kannst Du abkühlen lassen und später verzehren, sie sind gut für die Verdauung. Je nachdem wie fein das Sieb ist und wie viel oder wenig die Leinsamen eingedickt sind, bleiben ungefähr 55 ml Flüssigkeit übrig.

Wichtig: Das Gel soll nicht zu sehr eindicken, sondern eher flüssig bleiben. Es soll später durch einen Sprühaufsatz gesprüht werden.

Schritt 2: Gib die Spitzwegerichblätter zusammen mit 75 ml Wasser in einen Mixbecher und püriere die frischen Blätter. Gieße die Flüssigkeit zusammen mit den pürierten Blättern durch ein feines Sieb ab. Du benötigst wieder die Flüssigkeit.

Schritt 3: Gibt das Leinsamengel und das Spitzwegerichwasser zusammen in die Sprühflasche. Optional kannst Du noch 5-10 Tr. ätherisches Lavendelöl dazugeben, was vor allem bei Sonnenbrand auf die Haut beruhigend, schmerzlindernd und heilungsfördernd wirkt. Schütteln. Fertig!

Anwendung:

Das frisch duftende, kühlende, feuchtigkeitsspendende After-Sun-Gel aus nur 3 Zutaten kannst Du sofort anwenden.

Für die tägliche Hautpflege im Sommer kannst Du morgens und abends etwas Gel auf das Gesicht oder auch den gesamten Körper auftragen.

Bei geröteter Haut, nach einem sonnigen Tag und bei Sonnenbrand reibst Du mehrmals am Tag die betroffene Stelle vorsichtig mit dem Gel ein – bei Bedarf auch alle halbe Stunde!

Das Gel ist auch für Kinder und Menschen mit sensibler Haut geeignet!

Ich nutze das Gel übrigens auch bei juckenden Insektenstichen. Einfach auf den Stich sprühen und einreiben.

Haltbarkeit : Im Kühlschrank kannst Du das Spitzwegerich-Leinsamen-Gel ca. 1 Woche bevorraten. Kühlschrankkalt ist es übrigens sehr angenehm auf der überhitzten Haut.

Hinweis: Ist der Sonnenbrand sehr stark und großflächig oder kommen weitere Beschwerden wie heftige Schmerzen, Benommenheit oder Übelkeit hinzu, muss auf jeden Fall dringend ein Arzt oder eine Heilpraktikerin konsultiert werden!

Und zum Schluss …

Probier es aus und mach Deine eigenen Erfahrungen ! Das Gel ist im Handumdrehen hergestellt, es ist kostengünstig und die Zutaten sind sanft zur Haut.

Literatur

[1] Stern S, Helga Ell-Beiser H. Phytotherapie in Theorie und Praxis. 1. Aufl. Aarau und München: AT-Verlag; 2022

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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