Pflanzenküche

Garten-Schaumkraut – „Unkraut“ oder Gewürz?

21. Februar 2023
Garten-Schaumkraut

Es ist eines der häufigsten „Unkräuter“ auf Äckern, in Hausgärten und Parkanlagen. Selbst in Blumenkübeln macht es sich die kleine Pflanze bequem. Das Behaarte Schaumkraut wird auch Garten-Schaumkraut genannt. Du kannst das würzige Kraut fast ganzjährig finden und schon bereits im Februar davon profitieren.

Rudi Beiser

Lesezeit: 3 Minuten

Die effektive Vermehrungsstrategie des Garten-Schaumkrauts

Das Behaarte Schaumkraut (Cardamine hirsuta) hat eigentlich einen irreführenden Namen, denn das kleine Pflänzchen hat auf Blättern und Stängel recht wenig Haare.

Springkraut würde besser zu ihm passen, da eine einzige Pflanze viele Tausend Samen produzieren kann. Sie verbreitet diese Samen dann mit einer besonderen Technik: Die Samenschoten stehen kurz vor der Samenreife unter einem starken Druck und „explodieren“ bei kleinster Berührung. Die Samen werden dann bis zu 1,40 m weit fortgeschleudert. Auf diese Weise verbreitet sich das Schaumkraut sehr effektiv. Da die kleine Pflanze von Keimung zu Fruchtreife nur wenige Wochen benötigt, sind mehrere Generationen im Jahr möglich. Und selbst im Winter findet man die grünen Blattrosetten.

Das Behaarte Schaumkraut besitzt eine grundständige Blattrosette. Die Grundblätter sind gefiedert. Das heißt, sie setzen sich aus mehreren kleinen rundlichen Blattpaaren zusammen, mit einem größeren Endblättchen. Aus der Blattrosette verzweigen sich mehrere Blütenstängel. Diese werden meist nur 10–20 cm hoch. Die Blütentraube mit ihren kleinen weißen Blütchen erscheint oft schon im Februar. Aus den Blüten entwickeln sich aufrechtstehende Schoten, in denen die Samen reifen.

Garten-Schaumkraut: scharf-würzig wie die Kresse

Der botanische Name Cardamine leitet sich vom griechischen kardamom ab, was Kresse bedeutet. Kein Wunder, denn die Blätter schmecken wie Kresse und das Schaumkraut gehört wie diese zur großen Familie der Kreuzblütengewächse. Der pfeffrig-scharfe Geschmack ist eine Überraschung, die man von dem unscheinbaren „Unkraut“ nicht erwartet. In der Wildkräuterküche nutzt man die Schärfe, um Kräuterbutter, Kräuterquark, Salatsoßen, Smoothies und Pesto aufzupeppen. Wie Kresse oder Schnittlauch kann es feingeschnitten auf Butterbrot gestreut werden. Am besten kommt es roh zur Geltung. Aber es würzt auch vorzüglich Suppen, Soßen und Eierspeisen.

Die Blätter des Garten-Schaumkrauts schmecken allerdings nur vor der Blüte und zu Blühbeginn. Wenn die Pflanze ihre aufrechtstehenden Samenschoten angesetzt hat, dann verlieren die Blätter ihre angenehme Schärfe und werden immer bitterer und herber. Solange die Schötchen, die nach der Blüte erscheinen, noch grün sind, können sie als pfeffriges Gewürz verwendet werden – einfach kleinschneiden und unter die Speisen mischen. Das Schöne an dem würzigen Unkraut ist, dass ganzjährig Samen aufgehen und man somit immer wieder junge, zarte Pflänzchen findet.

Garten-Schaumkraut
Das Garten-Schaumkraut ist fast ganzjährig finden. Quelle: Rudi Beiser, Friesenheim

Garten-Schaumkraut: ein sehr nahrhaftes Wildkraut

Das Gartenunkraut ist nicht nur lecker, sondern auch nährstoffreich. Es ist sehr proteinreich und enthält außergewöhnlich viel Kalium sowie das Spurenelement Selen. Der Vitamin-C-Gehalt ist im Vergleich zu anderen Wildkräutern nicht erwähnenswert. So enthält der Giersch zum Beispiel 4-mal so viel Vitamin C wie das Garten-Schaumkraut.

Eine Besonderheit zeichnet alle Kreuzblütengewächse aus. Sie enthalten schwefelhaltige Glucosinolate (Senfölglykoside). Diese Stoffe wirken stark antioxidativ und antibakteriell. Sie werden über Nieren und Lungen ausgeschieden, wo sie ihre antibiotische Wirksamkeit entfalten. Dementsprechend könnte man sie bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten nutzen. In einer indischen Studie wurde das Behaarte Schaumkraut mit dem in der indischen Volksmedizin beliebten Braunen Senf (Brassica juncea) verglichen. Dabei stellte man fest, dass das kleine Unkraut mehr als das Doppelte an Senfölglykosiden enthielt. [1] [2]

Garten-Schaumkraut Smoothie

Zutaten

  • 2 Handvoll frische Schaumkrautblätter
  • 1 Apfel
  • 1 Banane oder ½ Mango
  • 3 Scheibchen frischer Ingwer
  • 100 ml Multisaft

Zubereitung

Alle Zutaten in einen Mixer geben und solange pürieren bis ein cremiger Smoothie entstanden ist. Je nachdem wie flüssig er sein soll, kannst Du mit der Zugabe von Multisaft variieren.

Und zum Schluss….

Das Garten-Schaumkraut ist mehr als nur ein „nerviges Unkraut“. Mit seiner scharfen Würze kann es unsere Speisen kulinarisch bereichern. Aber es schmeckt nicht nur interessant, sondern es ist auch sehr nährstoffreich. Neuere Studien bestätigen, dass das kleine Pflänzchen sehr viele Senfölglykoside enthält. [1]

Literatur

[1] Kejariwal M, Rodrigues D, Gowda H. STUDY OF GROWTH, SECONDARY METABOLITIES AND GLUCOSINOLATE CONTENT IN CARDAMINE HIRSUTA V/S BRASSICA JUNCEA (INDIAN MUSTARD). Journal of Harmonized Research in Applied Science 2018; 6. DOI: 10.30876/JOHR.6.1.2018.20-27

[2] Beiser R. Unsere essbaren Wildpflanzen. Stuttgart: Kosmos; 2022

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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