Pflanzenheilkunde

Rosen – nicht nur Duft, auch Medizin

22. Juni 2022
Duftrosen

Rosen gehören zu den beliebtesten Zierpflanzen in unseren Gärten.  Nicht umsonst wird die Rose als „Königin der Blumen“ tituliert. Doch es gibt auch Sorten, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch eine lange Tradition in Heilkunde, Kosmetik und Küche haben, beispielsweise die Damaszener-Rosen.

Rudi Beiser

Lesezeit: 5 Minuten

Duftende Ur-Rose

Die Anzahl der gezüchteten Rosensorten hat in den letzten 250 Jahren unglaubliche Ausmaße erreicht. Man schätzt, dass es inzwischen weltweit 30 000 – 40 000 gezüchtete Sorten gibt! Ich will heute einen Blick auf duftende Gartenrosen werfen und eine Ur-Rose vorstellen, die schon vor über 3000 Jahren in den Gärten Persiens kultiviert wurde. Es handelt sich um die Damaszener-Rose (Rosa x damascena), die wegen ihres wunderbar duftenden ätherischen Öls auch Ölrose genannt wird. Sie kam erst im 13. Jahrhundert mit den Kreuzrittern nach Europa und wird den sogenannten „Historischen Rosen“ oder „Alten Rosen“ zugeordnet. Unter diesen Begriffen sind jene Rosen zusammengefasst, die einer Rosenklasse angehören, welche schon vor 1867 bekannt war. Alles, was nach 1867 auf den Markt kam, wird als moderne Rose bezeichnet.

Das Jahr 1867 ist gekennzeichnet durch die Züchtung der ersten Tee-Hybride, durch die Kreuzung der chinesischen Tee-Rosen (Rosa indica fragrans) mit den europäischen Rosensorten. Dadurch entstanden zahlreiche öfters blühende Sorten mit neuen Farben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Rosen nur Blütenfarben mit Farbtönen zwischen Weiß, Rosa und Rot. Allerdings verloren die neu entstandenen Hybriden oftmals den schönen Rosenduft, waren krankheitsanfälliger und auch weniger winterfest.

Von den historischen Damaszener-Rosen sind im Fachhandel viele verschiedene Zuchtsorten im Angebot. Sehr empfehlenswert ist beispielsweise die Sorte „Rose de Resht“, eine der besten und bekanntesten Damaszener-Rosen. Sie ist sehr frosthart, zweimalblühend, relativ robust gegen Krankheiten und wächst problemlos im Halbschatten, weshalb sie als eine der unkompliziertesten Rosen gilt. Die stark duftenden rosettenförmigen Blüten werden wegen ihres hohen Gehalts an ätherischem Öl auch gerne als Zutat für Potpourri, Tee, Hydrolat oder Likör verwendet. Andere empfehlenswerte Damaszener-Sorten sind z. B. die einmalblühende Sorte „Ispahan“, die rosafarbene Sorte „Jacques Cartier“ und die Sorte „Trigintipetala“ (manchmal auch als Bulgarische Öl-Rose bezeichnet).

Rosen in der Phytomedizin

In der modernen Phytotherapie verwendet man Monografien der Kommission E und des HMPC zufolge die zarten Rosenblüten zur Behandlung leichter Hautentzündungen und zum Gurgeln bei Entzündungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut. Diese Anwendung lässt sich gut über die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung der in den Blüten vertretenen Gerbstoffe erklären, ergänzt durch die antimikrobielle Wirkung des ätherischen Öles.

Von den Arzneibüchern anerkannt für die Behandlung sind die Blüten der Essigrose, auch als Apothekerrose bekannt (Rosa gallica), und der Hundertblättrigen Rose (Rosa centifolia), die ebenfalls zu den „historischen Rosen“ gehören. Jedoch müssen die Blüten aus der Klasse der Damaszener-Rosen meiner Erfahrung nach auf Grund der Inhaltsstoffe als genauso wirksam angesehen werden, auch wenn diese nicht erwähnt sind.

Die Damaszener-Rosenblüten können aus Sicht der Volksmedizin noch wesentlich mehr leisten, denn sie wirken Überlieferungen zufolge auch äußerlich entzündungshemmend, wundheilend und hautklärend. Sie könnten daher in Form von Tinkturen (Umschläge), Ölen und Salben sehr hilfreich sein bei Akne, trockener und rissiger Haut, Juckreiz, aber auch bei Dehnungsstreifen nach der Schwangerschaft oder wunden Brustwarzen während des Stillens. Die Blüten der Damaszener-Rosen sind auf Grund ihrer hautpflegenden Eigenschaften auch Bestandteil zahlreicher Kosmetikprodukte. Neben- oder Wechselwirkungen sowie Allergien sind keine bekannt.

Mit folgender Tinktur- und Teezubereitung habe ich gute Erfahrungen gesammelt.

Rosenblüten-Tinktur

Zutaten

20 g frische Blüten von Duftrosen, z.B. Apothekerrose oder Hundertblättrige Rose

70 ml Ethanol 70% vol. 

Zubereitung/Dosierung/Anwendung

Die frischen Blütenblätter zerreibst Du zusammen mit dem Alkohol in einem Mörser. Den dickflüssigen Brei in einen verschließbaren Behälter füllen und 7 Tage ausziehen lassen, gelegentlich umrühren. Den Ansatz nach einer Woche durch ein sehr feines Sieb filtern und anschließend eventuell noch zusätzlich durch einen Kaffee- oder Teefilter geben, um feste Bestandteile bestmöglich zu entfernen, sodass bei Nutzung in einer Sprayflasche der Sprühkopf nicht verstopft.

Die Tinktur könntest Du äußerlich bei kleinen Hautschürfungen oder zum Gurgeln bei Entzündungen in Mund und Rachenraum einsetzen. Dazu 1 TL (5 ml) Tinktur mit 200 ml abgekochtem Wasser mischen und als Umschlag, Kompresse oder zum Gurgeln verwenden.

Die Tinktur eignet sich auch zur Gesichtsreinigung, zur Raumbeduftung oder als Zutat in einer Rosencreme.

Tee aus Rosenblüten

Für einen Teeaufguss nimmst Du für 1 Tasse heißes Wasser (nicht kochend!), gibst 2 TL Blüten hinein und lässt den Aufguss 6–7 Minuten zugedeckt ziehen. Der Tee ist ein wunderbarer Genuss, der auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum hilfreich sein könnte und durch seinen Duft eine entspannende Wirkung entfalten. Gemischt mit Melisse eignen sich Rosenblüten für einen wohltuenden Abendtee, der die Einschlafbereitschaft fördern könnte.
Wenn Du selbst die Apothekerrose oder Hundertblättrigen Rose in Deinem Garten hast, solltest Du die Blüten idealerweise am Tag des Aufblühens kurz vor Mittag ernten. Das ist der optimale Erntezeitpunkt, denn die Rosenblätter sind sehr kurzlebig. Damit sie ihren Duft behalten, solltest Du Rosenblätter möglichst schnell trocknen!

Hinweis: Wenn sich Entzündungen in Mund und Rachenraum oder Einschlafstörungen nicht innerhalb weniger Tage bessern, Fieber oder weitere Symptome dazukommen, solltest Du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Heilsame Düfte der Rose

In der Heilkunde spielt vor allem das ätherische Öl aus den Rosenblüten eine wichtige Rolle. Es wird in erster Linie in der Aromatherapie eingesetzt. Zur Destillation des kostbaren Öles nutzt man vor allem die Damaszener-Rose und die Essigrose (Apothekerrose).

Man benötigt 4 kg der zarten Rosenblütenblätter, um daraus 1 ml ätherisches Öl zu destillieren (das entspricht etwa 20 Tr.). Aus diesem Grund ist das Rosenöl eines der teuersten Öle. Rosenöl gehört zudem zu den komplexesten ätherischen Ölen, denn es besteht aus über 400 chemischen Verbindungen.

Das ätherische Öl dient in erster Linie der körperlichen und seelischen Entspannung. Man nutzt es beispielsweise in Duftlampen oder in Massageölen. Der Duft soll harmonisieren, beruhigen und das Herz öffnen. Er soll die Stimmung verbessern und einen guten, erholsamen Schlaf fördern. Außerdem soll das entspannende Öl Stress reduzieren, bei nervöser Erschöpfung und bei nervösen Herzbeschwerden helfen.

Auch eine jahrtausendealte Assoziation kommt heute noch zur Anwendung, nämlich die Verbindung zur Liebesgöttin Aphrodite: Man sagt dem sinnlichen Duft der Rose eine aphrodisierende Wirkung nach. Beliebt sind hierbei Anwendungen des ätherischen Öles in Form von Bädern oder Massagen. In der arabischen Volksmedizin nutzt man schon seit Jahrhunderten ein Nebenprodukt der Destillation, das Rosenwasser (Rosen-Hydrolat). Dieses wird im Orient auch gerne in der Küche zum Aromatisieren von Speisen verwendet

Das ätherische Öl wirkt jedoch nicht nur über die Duftmoleküle, sondern hat auch antibakterielle und antimykotische Wirkungen. Dementsprechend könnte es auch bei Pilzerkrankungen der Haut eingesetzt werden, eventuell kombiniert mit dem ätherischen Lavendelöl, das ebenfalls antimykotisch wirkt.

Hinweis: Die Zubereitung von Anwendungen mit ätherischen Ölen gehört unbedingt in die Hände erfahrener Aromatherapeuten mit den notwendigen Fachkenntnissen. Denn werden ätherische Öle  nicht in entsprechender Verdünnung aufgetragen, können sie zu Hautreizungen und weiteren Nebenwirkungen führen. Zudem sollten Pilzerkrankungen unbedingt von einem Arzt untersucht und mit ihm sollte auch die Anwendung von Aromaölen abgestimmt werden!

Und zum Schluss …

Die Heilpflanzenkunde nutzt die entzündungshemmenden Rosenblüten vor allem für die Haut. Auf Grund der wunderbar duftenden ätherischen Öle sind Duftrosen zudem ein wichtiger Bestandteil der Aromatherapie und der Kosmetik. Es gibt also genügend Gründe, sich duftende Sorten der „Königin der Blumen“ wie die Damaszener-Rose oder Apothekerrose in den Garten zu holen.

Literatur

[1] Milvea M, Iivea Y, Jovtchev G, et al. Rose Flowers-A Delicate Perfume or a Natural Healer? Biomolecules 202111(1), 127. doi: 10.3390/biom11010127

[2] Nayebi N, Khalili N, Kamalinejad M, Emtiazy M. A systematic review of the efficacy and safety of Rosa damascena Mill. with an overview on its phytopharmacological properties. Complement Ther Med. 2017; 34:129-140. doi: 10.1016/j.ctim.2017.08.014

[3] Akram M, Riaz M, Munir N, et al. Chemical constituents, experimental and clinical pharmacology of Rosa damascena : a literature review. JJP 2020; Volume 72, Issue 2:161-174

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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