Historisches

Konrad von Megenberg (1309–1374): Das Buch der Natur

15. März 2024
Historische Bücher

Papyrus Ebers, Lorscher Arzneibuch, New Kreuterbuch? Bekannt! Hippokrates von Kos, Dioskurides, Walahfrid Strabo? Natürlich auch! Was aber wissen Sie über diese Werke oder ihre Verfasser denn tatsächlich? Kurze und übersichtliche Zusammenfassungen lesen Sie hier. Immer freitags! Denn wir haben da mal was zusammengestellt …

Iris Eisenmann-Tappe

Konrad von Megenberg gilt vielen Mediävisten als der bedeutendste Wissenschaftsautor seiner Zeit. Er wurde in Mäbenberg, südlich von Nürnberg, geboren. Konrad entstammte einer verarmten Familie und erarbeitete sich seine akademische Karriere mit Fleiß und Mühe. Bereits als Schüler gab er Nachhilfestunden und hielt Vorlesungen. Es gelang ihm, sich ein Studium an der Sorbonne in Paris zu finanzieren, mit dem Ziel, in der kirchlichen Hierarchie aufzusteigen und so seinen Lebensunterhalt absichern zu können. Er erhielt 1134 den Magister Artium und daraufhin eine Stelle als Lektor für Philosophie im berühmten zisterziensischen Collège Saint Bernard in Paris. Er lehrte von 1334 bis 1342 an der Sorbonne. Ein heftiger Streit mit einem Kollegen über die Schriften des Franziskaners William von Ockham führte vorübergehen dazu, dass ihm die Lehrerlaubnis entzogen wurde. Der Papstkritiker William mahnte die Kirche zur Annahme des Armutsgebots, was in der Konsequenz dem Pfarrklerus erhebliche Einkommensverluste eingebracht hätte – unter anderem aus diesem Grund war die franziskanische Philosophie Konrad ein Dorn im Auge. Aufgrund seines hohen Ansehens wurde Konrad rehabilitiert und er erreichte sogar, dass die Artistenfakultät eine öffentliche Lesung der Ockham’schen Werke verbot. Dennoch kehrte er Paris den Rücken und übernahm die Leitung der renommierten Stephansschule in Wien, aus der 1365 die Wiener Universität hervorging. Er wurde ihr bedeutendster Rektor.

1348 übersiedelte Konrad nach Regensburg und wurde Domherr und Leiter der Stiftsschule (im Regensburger Dom erinnert eine Abbildung Konrads auf einem von ihm gestifteten Kirchenfenster an ihn). In den Jahren bis zu seinem Tod entfaltete er seine größte schriftstellerische Produktivität. Er verfasste moralphilosophische Schriften, aus denen seine papstfreundliche Haltung und Marienfrömmigkeit sprechen, aber auch naturwissenschaftliche und politische Werke, von denen viele verloren gegangen sind.

Die größte bleibende Bedeutung hatte aber seine Bearbeitung des Liber de natura rerum von Thomas Cantimpratensis (Thomas von Cantimbré), das dieser etwa 100 Jahre zuvor verfasst hatte. Konrad von Megenberg übersetzte es aus dem Lateinischen in sein eigenes muttersprachliches Idiom, das „däutsch von Megenperch“, und wollte es dadurch ausdrücklich den Laien zugänglich machen, um „wahre Kenntnisse“ zu vermitteln und Aber- und Unglauben zu beseitigen. Dank seiner bildhaften Sprache erfreute sich das Buch der Natur über das Spätmittelalter hinaus bis in die Neuzeit größter Beliebtheit, beispielsweise gehörte es zu den ersten Werken, die nach der Erfindung des Buchdrucks gedruckt wurden. Bis heute lässt sich darin mit Gewinn lesen über einheimische wie wundersame exotische Tiere und Heilpflanzen, über Meerwesen, unbekannte Länder und über Bemerkenswertes zur menschlichen Anatomie:

„Aristoteles sagt, ein jedes Tier kann seine Ohren bewegen, nur der Mensch nicht, und das ist recht so. Denn der Mensch soll die göttlichen Gebote, die das Ohr hört, unveränderlich in seiner Seele und in seinem Herzen haben […]

Diejenigen Tiere, denen ihre Nahrung sofort aus dem Magen geht, sind unersättlich wie der Wolf […] Genauso sind die Menschen mager an guten Werken, die Gottes Worte schnell fahren lassen und seiner vergessen. Denn manch einer sagt: ‚Ach, was für eine gute Predigt hat der Pfarrer heute gehalten!‘ Wenn ich frage:
‚Was hat er gesagt?‘ antwortet er: ‚Wirklich, ich weiß es nicht.‘“

Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur

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Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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