Pflanzenheilkunde

Kräuterkissen: Sanftes Hilfsmittel für Kinder

6. Februar 2024
Kräuterkissen

Ist Dein Kind nachts unruhig und schläft schlecht? Dann lies unbedingt weiter, denn ein duftendes Kräuterkissen könnte helfen, dass sich es sich besser entspannen kann und geborgen fühlt – und dadurch leichter in einen erholsamen Schlaf findet. Erfahre mehr über dieses alte und sanfte Hausmittel.

Ruby Nagel

Lesezeit: 5 Minuten

Ganz klar: Ein Kräuterkissen ist kein Zauberstab. Natürlich gilt es herauszufinden, was die Ursache dafür ist, dass ein Kind schlecht schläft. Aber wenn es zu aufgekratzt ist, vielleicht auch ein wenig ängstlich und dadurch unruhig, dann kann ein duftendes Kräuterkissen eine gute Unterstützung bieten.

Früher war es sehr geläufig, Kräuter direkt mit ins Bett zu legen und darauf zu schlafen, um von ihrer Wirkung zu profitieren. Die sogenannten „Bettstrohkräuter“ hatten dabei verschiedene Aufgaben: Mal sollten sie den Liebsten verführen und die Sinne wecken, mal sollten sie die Frau bei der Geburt unterstützen, und mal sollten sie die Kinder beruhigen und den Schlaf herbeiführen.

Aber warum wirkt so ein Kräuterkissen eigentlich?

Es sind die ätherischen Öle der getrockneten Kräuter, die hier ihre Wirkung entfalten. Sobald man den Kopf auf das Kissen legt, zerbröseln die Kräuter in der Kissenhülle und die ätherischen Öle werden freigesetzt und eingeatmet. Der Geruchssinn ist eng mit dem limbischen System im Gehirn verbunden, das für Emotionen, Stimmungen und das Gedächtnis verantwortlich ist. Durch das Einatmen angenehmer Düfte, die durch die ätherischen Öle freigesetzt werden, kann das limbische System stimuliert und eine entspannende oder beruhigende Wirkung herbeigeführt werden.

Beim Einatmen gelangen die ätherischen Öle aber auch über die Atemwege und die Lungen in den Blutkreislauf und somit in den gesamten Körper. Einige ätherische Öle haben nachweislich entspannende oder beruhigende Eigenschaften, die sich positiv auf den Körper auswirken können.

Welche Kräuter eignen sich am besten für ein beruhigendes Kräuterkissen?

Für ein Kräuterkissen eignen sich folgende Kräuter besonders gut, da sie beruhigende Eigenschaften haben und für ihre entspannenden Wirkungen bekannt sind:

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Lavendel ist wohl eines der bekanntesten Kräuter für Entspannung und Schlaf. Man verwendet für das Kräuterkissen die getrockneten Blüten. Ihr ätherisches Öl und der angenehme Duft können beruhigend wirken und dazu beitragen, Stress abzubauen. Auch die Kommission E, das HMPC und die ESCOP bestätigen seine Wirkung und empfehlen Lavendel bei Unruhe- oder Erregungszuständen sowie Einschlafstörungen.

Kamille (Matricaria chamomilla)

Auch die Kamille wird oft auf Grund ihrer beruhigenden und schlaffördernden Wirkung verwendet. Ätherisches Öl und Duft können Entspannung herbeiführen und einen ruhigen Schlaf fördern. Für das Kräuterkissen werden die getrockneten Blütenköpfe verwendet. Die ESCOP spricht der Kamille eine leicht krampflösende Wirkung zu.

Melisse (Melissa officinalis)

Melisse, auch Zitronenmelisse genannt, hat einen angenehmen Zitrusduft. Sie wird traditionell zur Beruhigung von Nerven und zur Linderung von Stress eingesetzt. Man verwendet für das Kräuterkissen die getrockneten Blätter. Die Kommission E empfiehlt Melisse bei nervös bedingten Einschlafbeschwerden, die ESCOP bei Angespanntheit, Unruhe und Reizbarkeit und das HMPC hat Melisseblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und empfiehlt sie zur Besserung leichter Stresssymptome sowie als Einschlafhilfe.

Hopfen (Humulus lupulus)

Hopfen hat einen leicht herben, aber dennoch auf gewisse Weise auch betörenden Duft. Als Heilpflanze wird er häufig in Kombination mit anderen Kräutern verwendet, um einen beruhigenden, schlaffördernden Effekt zu erzielen. Für das Kräuterkissen nutzt man die getrockneten Hopfenzapfen. Das HMPC hat Hopfen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und seine schlaffördernde Wirkung anerkannt. Auch die ESCOP und die Kommission E empfehlen Hopfen gegen Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen.

Rose (Rosa)

Duftrosen haben einen sanften, blumigen und beruhigenden Geruch. Sie können zur Förderung von Entspannung, eines ruhigeren Schlafes und mehr Wohlbefinden beitragen, wofür sie in der Volksheilkunde und Aromatherapie auch bekannt sind. Für das Kräuterkissen nutzt man die getrockneten Blütenblätter.

Linde (Tilia)

Die Linde hat eine süßliche Note. Für das Kräuterkissen werden die getrockneten Blüten genutzt. Auch den Lindenblüten wird eine beruhigende und entspannende Wirkung nachgesagt. Die ECOP und das HMPC bestätigen die Anwendung von Lindenblüten bei Ruhelosigkeit und zur Linderung leichter Stresssymptome.

Wie stelle ich ein Kräuterkissen her?

Die Wahl der Kräuter folgt am besten der persönlichen Präferenz. Du kannst die Heilpflanzen einzeln nutzen oder eine Mischung verschiedener Kräuter verwenden, um den gewünschten Duft und die gewünschte Wirkung zu erzielen. Experimentiere und finde heraus, welche Kräuter am besten zu den Vorlieben Deines Kindes passen. Ihr könnt das Kissen auch gemeinsam herstellen.

Hier habe ich Dir eine grundlegende Anleitung zusammengestellt, anhand derer Du Dein eigenes Kräuterkissen herstellen kannst:

Materialien

  • entspannende, getrocknete Kräuter – Du kannst nur eine Pflanze nutzen oder eine Mischung aus verschiedenen Kräutern verwenden.
  • Stoff aus Naturmaterialien wie Baumwolle oder Leinen.
  • Nähmaschine oder Nadel und Faden
  • Schutzbezug bzw. eine Kissenhülle, die bei Bedarf gewaschen werden kann.

Alternativ zu Stoff und Nähmaschine kannst Du auch eine fertige Kissenhülle kaufen und nutzen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass Du eine zweite Kissenhülle in der entsprechenden Größe hast, die Du als Schutzbezug nutzen kannst.

Anleitung

  1. Kräuter vorbereiten: Stelle sicher, dass die ausgewählten Kräuter vollständig getrocknet sind, um Schimmelbildung zu vermeiden. Entferne eventuelle Stängel oder harte Teile.
  2. Stoff zuschneiden: Schneide zwei gleich große Quadrate oder Rechtecke aus dem Stoff aus. Die Größe hängt von der Größe Deines Schutzbezuges ab. 20 cm x 20 cm finde ich für ein Kind ausreichend.
  3. Nähen: Lege die beiden Stoffstücke mit den Innenseiten nach außen aufeinander. Nähe drei Seiten des Kissens zusammen, die vierte lässt Du offen. Wende nun den Stoff, sodass die Naht innen liegt.
  4. Füllen: Fülle das Kissen mit den getrockneten Kräutern. Achte darauf, dass es nicht zu fest oder zu locker gefüllt ist.
  5. Naht abschließen: Nähe die offene Seite des Kissens sorgfältig zu.
  6. Und zum Schluss: Beziehe das Kräuterkissen mit dem Schutzbezug.

Anwendung und Pflege eines Kräuterkissens

Anwendung: Einfach unter den Kopf oder alternativ neben den Kopf legen. Wenn das Kissen neben dem Kopf liegt, kräftig walken, sodass die getrockneten Pflanzenteile aufbrechen und die ätherischen Öle ausströmen können.

Pflege: Vermeide feuchte Umgebungen, da Feuchtigkeit Schimmel begünstigt und dann die Qualität der Kräuter beeinträchtigt wird und das Kräuterkissen nicht mehr genutzt werden kann. Die wenige Feuchtigkeit, die normalerweise durch die Körperwärme entsteht, ist allerdings nicht schlimm. Das Kissen gelegentlich leicht aufzuschütteln hilft, den Duft zu erfrischen und sicherzustellen, dass die ätherischen Öle weiterhin wirksam sind. Das Kräuterkissen an sich kann nicht gewaschen werden. Deshalb empfehle ich den abnehmbaren Schutzbezug, sodass dieser dann bei Bedarf auch mal in die Waschmaschine wandern darf.

Mit der Zeit verflüchtigen sich die ätherischen Öle und die Duftintensität der Kräuter lässt nach. Wann das geschieht, hängt von der Qualität der Kräuter ab, aber auch, wie intensiv das Kissen genutzt wird. Ich erneuere mein eigenes Kräuterkissen (das ich jede Nacht nutze) einmal im Jahr und befülle es neu.

Hinweis: Menschen mit Allergien gegen eine der genannten Pflanzen sollten diese nicht für das Kräuterkissen nutzen oder das Kissen im Zweifelsfall auch gar nicht anwenden. Sollte das Kräuterkissen auf Grund von starkem Kopfschweiß feucht sein, trockne es unbedingt vor dem nächsten Einsatz gründlich, um Schimmelbildung zu vermeiden. Untersuche das Kräuterkissen regelmäßig auf mögliche Schimmelbildung der Kräuter! Du erkennst mögliche Schimmelbildung beispielweise am sich verändernden Geruch des Kissens. Wenn sich Schimmel gebildet hat, das Kissen nicht länger verwenden.

Und zum Schluss …

Wie Du siehst, ist es sehr einfach, ein Kräuterkissen selbst herzustellen. Solltest Du keinen eigenen Garten oder Balkon haben, um die Pflanzen selbst anzubauen und zu ernten, kannst Du auch gekaufte, lose Teekräuter in Bio-Qualität verwenden. Ich würde dann aus Preisgründen keine Kissenhülle befüllen, sondern nur ein kleines Stoffsäckchen, denn eine Kissenhülle verschluckt schnell größere Mengen an Teekräutern. Das Stoffsäckchen vor dem Schlafengehen etwas zerknautschen, sodass die ätherischen Öle und der Duft besser freigesetzt werden und dann neben den Kopf legen.

Und übrigens: So ein Kräuterkissen ist natürlich nicht nur für Kinder. Auch Erwachsenen tut der Duft gut. Probiere es einfach mal aus.

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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