Pflanzenheilkunde

Do it yourself: Verführerische Parfums aus ätherischen Ölen herstellen

18. Oktober 2022
Blumenstrauß aus Jasmin

Über Datingplattformen jemanden kennengelernt, aber beim ersten Treffen stimmt die Chemie nicht? Gut möglich, dass die Nase nicht mitspielen will. Denn die hat bei der Partnerwahl ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Es gilt also, die Nase Deines Gegenübers zu überzeugen. Sinnliche Pflanzendüfte helfen Dir dabei.

Sebastian Vigl

Lesezeit: 4 Minuten

Grünes Hacking mit ätherischen Ölen: die Strategien der Pflanzen

Die meisten Lebewesen können sich aktiv bewegen. Sie flüchten bei Gefahr und nähern sich Situationen, die ihnen günstig erscheinen. Sie kuscheln sich an einen Artgenossen oder laufen zu Nahrungsquellen. Pflanzen können nicht laufen und sind meist an einem bestimmten Platz fest verwurzelt. Wer sich nicht bewegen kann, muss zusehen, die Welt um sich herum zu bewegen. Und Pflanzen haben genau dies im Laufe der Evolution gelernt: Sie locken und vertreiben. Sie locken Insekten an, die die Bestäubung erledigen, oder Tiere, die ihre Früchte verzehren, damit diese mit ihrem Kot den Samen verbreiten. Sie schlagen Fressfeine in die Flucht oder vertreiben unliebsame pflanzliche Konkurrenten. Für diese Aufgaben verfügen sie über verschiedene Strategien. Die wichtigste ist die Bildung chemischer Verbindungen. Je nach Funktion können wir manche als Lockstoffe und manche als Abwehrstoffe einteilen.

Duftmoleküle: Wie die Düfte uns beeinflussen

Die Duftmoleküle sind unter den Lockstoffen besonders wichtig. Nicht nur bei uns Menschen ist der Geruchssinn der unmittelbarste Sinn, sondern auch bei den Tieren. Er kann Emotionen und Triebe am schnellsten beeinflussen. Anders als beim Sehen, Hören oder Fühlen gelangen die Signale aus den Sinnesorganen nicht erst in die Großhirnrinde des Gehirns und werden dort verarbeitet, sodass eine bedachte Reaktion auf einen Reiz möglich ist. Die Duftinformationen wirken im Gehirn direkt auf das limbische System ein, das Emotionen verarbeitet und Triebe lenkt.

Pflanzen bilden eine ganze Palette an Düften, die unser limbisches System ansprechen. Dies macht uns manipulierbar. So können Gerüche über das limbische System unsere Stimmung beeinflussen, aber auch unser Urteilsvermögen. Wie jemand riecht, beeinflusst, wie wir die andere Person wahrnehmen.

Ätherische Öle: konzentrierte Duftpower der Pflanzen

Deshalb Augen auf bei der Partnerwahl – oder besser gesagt: Nase auf! Zahlreiche Studien zeigen, dass dem Geruchsinn im Laufe der Evolution schon immer eine wichtige Aufgabe bei der Wahl des Partners zukam. Aus dem Geruch unseres Gegenübers schließt unser Gehirn unbewusst auf seinen Gesundheitsstatus und Charaktereigenschaften [1]. Kein Wunder, dass das Überdecken oder Beschönigen des eigenen Körpergeruchs wichtige Mittel der Selbstdarstellung sind. Wer gut riecht, wirkt attraktiver.

Seit Jahrtausenden parfümiert sich der Mensch daher mit aromatischen Substanzen. Besonders beliebt waren stets pflanzliche Düfte. Bis heute spielen sie in der Parfumherstellung eine wichtige Rolle. Dafür werden die sogenannten ätherischen Öle der Pflanzen verwendet.

Ein ätherisches Öl ist ein Stoffgemisch aus den verschiedenen flüchtigen Substanzen einer Pflanze. Zum ätherischen Öl einer Pflanze zählen verschiedene Stoffgruppen, die wichtigste ist die Gruppe der Terpene.

Wahrscheinlich nutzt man auch ätherische Öle bei der Herstellung des berühmten Parfums Chanel N°5. In diesem Parfüm lassen sich zum Beispiel Düfte der Pflanzen Jasmin (Jasminum officinale) und Ylang-Ylang (Cananga odorata) ausmachen.

Ein Parfum selbst herstellen

Um nach betörenden Pflanzen zu duften, musst Du keine teuren Parfums kaufen. Du kannst Dir mit meinen folgenden Rezepten selbst eines herstellen. Mit dem 1. Rezept erhältst Du einen sehr blumigen, femininen Duft. Im Sinnlichen Blüten-Parfüm finden sich die ätherischen Öle von Jasmin, Ylang-Ylang und Patchouli (Pogostemon cablin). Alle 3 Düfte haben eine exotische, sehr sinnliche Note, die sexuell anregend und mental entspannend wirken können.

Die Beigabe von entspannenden Düften ist bei einer Mischung, die aphrodisierend wirken soll, sinnvoll. Dies hilft, weniger in Gedanken und mehr im Hier und Jetzt zu sein.

Sinnliches Blüten-Parfum

Zutaten

  • 3 Tr. Jasmin
  • 1 Tr. Ylang-Ylang
  • 4 Tr. Patchouli
  • 10 ml 70- oder 90-%iger Alkohol aus der Apotheke

Zubereitung

Ätherische Öle und Alkohol in eine leere Zerstäuberflasche geben. Die Mischung anschließend schütteln.

Die fertige Mischung kühl und lichtgeschützt lagern.

Begamotte
Das ätherische Öl der Bergamotte (Citrus aurantium ssp. Bergamia) konnte in Studien eine stresslindernde Wirkung zeigen. © louisnina/stock.adobe.com

Das 2. Rezept, das Verführerisch markante Parfüm, hat einen eher maskulinen, herben Duft. Dafür sorgen die ätherischen Öle des Schwarzen Pfeffers (Piper nigrum) und der Zeder (Cedrus atlantica). Das frische, zitrusartige ätherische Öl der Bergamotte (Citrus aurantium ssp. Bergamia) ist besonders gut erforscht. Studien konnten stimmungsaufhellende und stresslindernde Eigenschaften belegen [2]. Besonders Patchouli verleiht dem Parfum eine sinnliche und entspannende Note. Während der Hippie-Ära war Patchouli beliebt.

Verführerisch markantes Parfum

Zutaten

  • 4 Tr. Patchouli
  • 2 Tr. Zeder
  • 3 Tr. Bergamotte
  • 1 Tr. Pfeffer schwarz
  • 10 ml 70- oder 90-%iger Alkohol aus der Apotheke

Zubereitung

Ätherische Öle und Alkohol in eine leere Zerstäuberflasche geben. Die Mischung anschließend schütteln.

Tipps und Hinweise zu den Rezepten

Zerstäuberflasche und Alkohol bekommst Du in der Apotheke. Am besten Zerstäuberflaschen aus dunklem Glas verwenden, Um die Mischung in die Zerstäuberflasche einzufüllen, eignen sich sogenannte Parfümtrichter. Die fertige Mischung kühl und lichtgeschützt lagern, dann ist sie 2 Jahre haltbar.

Zu beachten: Die Parfums nicht anwenden, wenn Du gegen einen der Bestandteile allergisch bist. Außerdem dürfen die Parfums nur auf intakte Haut aufgetragen werden. Bitte nicht auf Wunden oder erkrankte Haut (z.B. Ekzeme) geben! Während der Stillzeit sollte auf die Anwendung ebenfalls verzichtet werden, um das Trinkverhalten des Säuglings nicht negativ durch die Düfte zu beeinflussen. 

Wichtig: Einige wenige Öle mit einer Eigenfarbe (meist gelblich) hinterlassen auf hellen Stoffen auch Flecken, so auch Patchouli. Du solltest das Parfum daher nicht auf die Kleidung sprühen!

Gut zu wissen: Ätherische Öle von guter Qualität sind naturrein und stammen aus biologischem Anbau. Auf ihrem Etikett sind auch das Ursprungsland, der botanische Pflanzenname, das Gewinnungsverfahren und die Qualität anhand von Qualitätssiegeln und einer Chargennummer vermerkt.

Und zum Schluss

Ob Du auf andere attraktiv wirkst, das entscheidet Dein Gegenüber zum großen Teil unbewusst. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei der Geruchsinn. Vielleicht kannst Du mit meinen beiden Rezepten ein wenig nachhelfen …

Literatur

[1] Spence C. The scent of attraction and the smell of success: crossmodal influences on person perception. Cogn Res Princ Implic. 2021; 6: 46

[2] Mannucci C, Navarra M, Calapai F et al. Clinical Pharmacology of Citrus bergamia: A Systematic Review. Phytother Res. 2017; 31

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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