Papyrus Ebers, Lorscher Arzneibuch, New Kreuterbuch? Bekannt! Hippokrates von Kos, Dioskurides, Walahfrid Strabo? Natürlich auch! Was aber wissen Sie über diese Werke oder ihre Verfasser denn tatsächlich? Kurze und übersichtliche Zusammenfassungen lesen Sie hier. Immer freitags! Denn wir haben da mal was zusammengestellt …
Ibn Butlan (Elluchasem Elimithar Ibn Butlan) wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts in Bagdad geboren. Er widmete sich medizinischen Studien und begründete die Tradition der Tabellenform zur Darstellung von Sachinhalten in Gesundheitsbüchern. Sein tabellarisches Werk Taqwim es-sihha wurde im 13. Jahrhundert, wahrscheinlich am Hof Manfreds von Sizilien, wegen des hervorragenden Rufs der orientalischen Medizin ins Lateinische übertragen (das arabische Wort „Taqwin“ bedeutet „Tabellarische Übersicht“, das italienische Wort „Tacuino“ so viel wie „Notizbuch“). Als Tacuinum sanitatis in medicina erfreute sich das lateinische Werk in ganz Europa großer Beliebtheit. Erst der Verleger Hans Schott gab 1533 eine deutsche Ausgabe unter dem Titel „Schachtafelen der Gesundheyt“ heraus.
Aus dem Tacuinum ist gegen Ende des 14. Jahrhunderts eine Art Bilderbuch entstanden. In 169 prächtigen Miniaturen übermittelt der Künstler Giovanni de’ Grassi eine Fülle zusätzlicher Informationen über das Leben im Spätmittelalter, z.B. über Kleidung und Handwerkszeug. Die Tafeln umfassen nicht nur Heilpflanzen, sondern alle Bereiche der Gesundheit, zu denen neben der Ernährung auch die körperliche Betätigung und eine gesunde Lebensführung gehörten. Die bebilderten Handschriften enthalten allerdings nur winzige Bruchstücke des ursprünglichen Textes, es sind vor allem Bilderbücher.
Ibn Butlan starb 1066 in einem Kloster in Antiocha, wo er in seinen letzten Lebensjahren das Tacuinum verfasst hatte. Er war wahrscheinlich Christ und profitierte von der religiösen Toleranz des Islam. So konnte er ein wichtiger Mittler zwischen den Weltreligionen werden.
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Mehr über historische medizinische Schriften, deren Verfasser und die Anwendung der Heilpflanzenkunde in der Klostermedizin lesen Sie in: Klostermedizin bei Erkrankungen des Verdauungstrakts | 9783132416437 | Thieme Webshop
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.