Historisches

Gaius Plinius Secundus der Ältere (23–79 n.Chr.): Naturalis historia

1. Dezember 2023
Historische Bücher

Papyrus Ebers, Lorscher Arzneibuch, New Kreuterbuch? Bekannt! Hippokrates von Kos, Dioskurides, Walahfrid Strabo? Natürlich auch! Was aber wissen Sie über diese Werke oder ihre Verfasser denn tatsächlich? Kurze und übersichtliche Zusammenfassungen lesen Sie hier. Immer freitags! Denn wir haben da mal was zusammengestellt …

Iris Eisenmann-Tappe

Lesezeit: 2 Minuten

Plinius der Ältere war römischer Offizier und Verwaltungsbeamter unter den Kaisern Vespasian und Titus, deren Feldzüge er begleitete. Wie er im Vorwort seiner Naturenzyklopädie Naturalis historia versichert, widmete er sich tagsüber pflichtbewusst seinen verschiedenen Ämtern, während er nachts seiner Leidenschaft nachging: dem Sammeln des gesamten naturkundlichen und kulturhistorischen Wissens seiner Zeit. Er muss ein Workaholic gewesen sein, der alles las und verarbeitete, was er irgend in die Hände bekommen konnte; um die 2000 Bücher soll er als Quelle benutzt haben, denn „Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht in irgendeiner Weise nützlich sein könnte“.

Da Plinius der Ältere sehr wenig über sich selbst schrieb, haben wir die meisten Informationen über ihn durch die schriftstellerische Tätigkeit seines Neffen, Plinius des Jüngeren, erhalten. Berühmt und anrührend ist dessen für Tacitus verfasster Bericht über den Tod seines Onkels beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. Er ist so detailliert, dass er im zwanzigsten Jahrhundert den zahlreichen Filmen über den Untergang Pompejis als Inspiration und Informationsquelle dienen konnte.

Plinius’ Naturgeschichte in 37 Bänden ist die älteste vollständig überlieferte, systematisch geordnete Enzyklopädie. Sie umfasst auch mehrere Bände zu den Pflanzen und Tieren mit zahlreichen Hinweisen auf ihre medizinische Verwendung (Bände 20–32). Die medizinischen Aussagen aus der Naturalis historia wurden im 4. Jh. in der dreibändigen Medicina Plinii zusammengestellt. Der Inhalt ist hier nicht mehr nach Pflanzen und Tieren geordnet wie in der Vorlage, sondern nach den Krankheiten von Kopf bis Fuß (Kopfweh bis Gicht; Band 1 und 2). Im 3. Band folgen Krankheiten, die den gesamten Körper befallen, wie Fieber und Vergiftungen. Diese Medicina Plinii wurde sodann durch andere Quellen erweitert, insbesondere durch Gargilius Martialis und die Übersetzung einer Schrift des Alexander von Tralles. Diese erweiterte Fassung wurde als Physica Plinii überliefert.

Von Aufzählungen und Berichten Plinius des Jüngeren wissen wir, dass viele weitere Bücher seines Onkels existiert haben müssen, die verschollen sind. Dazu gehören seine historischen Werke, die Tacitus als Quelle gedient haben sollen. Nicht nur als Universalgelehrter, auch als begabter Schriftsteller hat Plinius d.Ä. bis heute Spuren hinterlassen: von ihm stammen der Begriff „Eselsbrücke“ und Bonmots wie „In vino veritas“, „Cum grano salis“ oder „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. Von der griechisch dominierten Ärzteschaft des Römischen Imperiums schien der ältere Plinius übrigens, ganz wie vor ihm Cato, nicht viel gehalten zu haben: „Die Ärzte allein dürfen einen Menschen ungestraft umbringen.“

Geradezu verblüffend modern erscheint folgendes Zitat, aus dem der Naturwissenschaftler in Plinius d.Ä. spricht: „Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?“ Die Naturalis historia wurde ununterbrochen aufgelegt, galt bis ins 19. Jahrhundert als Grundlage wissenschaftlicher Lehre und Forschung und ist bis heute als vollständige Ausgabe erhältlich.

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