Pflanzenküche

Selbstgemacht: Jodsalz mit Blasentang

6. Juni 2023
Salz

Schilddrüsenerkrankungen nehmen wieder zu. Ein Grund dafür ist die unzureichende Versorgung mit Jod. Jodiertes Speisesalz kann zwar Abhilfe leisten, doch immer mehr Menschen stehen seiner Verwendung skeptisch gegenüber. Dann kann Meersalz eine Alternative sein – vorausgesetzt, man reichert es mit Blasentang, einer jodhaltigen Meeresalge, an.

Sebastian Vigl

Lesezeit: 4 Minuten

Deutschland ist wieder Jodmangelgebiet

Deutsche Ackerböden sind jodarm. Und damit alles, was auf ihnen wächst. Die Folge: Unsere tägliche Ernährung deckt unseren Jodbedarf kaum. Wenn uns dieses Spurenelement fehlt, hat das gesundheitliche Folgen. Denn unser Körper benötigt Jod, um Schilddrüsenhormone zu bilden. Diese erfüllen wichtige Aufgaben in unserem Organismus, zum Beispiel beeinflussen sie die Herzaktivität und damit den Blutdruck oder den Stoffwechsel. Wenn sie zu wenig gebildet werden, verlangsamt sich unser Stoffwechsel, wir nehmen Gewicht zu und fühlen uns niedergeschlagen.

Zwar kann unsere Schilddrüse einen Jodmangel einige Zeit lang kompensieren – doch kann dadurch die Gesundheit des Organs leiden. Die Schilddrüse vergrößert sich langfristig bei einem Jodmangel, was die Entstehung von Knoten im Organ begünstigt. Diese sind meist gutartig, können unter Umständen aber auch zu Vorstufen von Schilddrüsenkrebs werden.

Jeder dritte Erwachsene nimmt laut einer Studie des Robert Koch-Institutes zu wenig Jod zu sich. Bei Kindern und Jugendliche sind es sogar 44%. Der neu auftretende Jodmangel in der Gesellschaft hat in den letzten zwei Jahrzehnten neben den jodarmen Ackerböden weitere Ursachen [1, 2]. Zum einen verwendet die Lebensmittelindustrie deutlich weniger Jodsalz – unter anderem um Kosten zu sparen, aber auch um ihre Produkte durch den reduzierten Salzgehalt gesünder zu machen. Zum anderen machte sich in den letzten Jahren Skepsis gegenüber Jodsalz breit, viele Menschen greifen zum Beispiel lieber zu Meersalz. Leider reicht dessen Jodgehalt nicht aus.

Meersalz allein reicht nicht, um den Körper mit Jod zu versorgen

Meersalz erhält zwar Jod, jedoch nur in vergleichsweise geringen Mengen – etwa zwischen 0,1 und 2 mg pro Kilogramm Salz. Dies liegt deutlich unter den aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie für Jodsalz von 30 mg Jod pro Kilogramm Salz. Aktuell enthalten die im Handel erhältlichen jodierten Speisesalze zwischen 15 und 25 mg Jod pro Kilogramm Salz.

Meersalz allein reicht also nicht. Aber: Wir können seinen Jodgehalt anreichern, indem wir Blasentang hinzugeben.

Meersalz mit jodhaltigem Blasentang anreichern

Meeresalgen lieben Jod – ihr Jodgehalt ist bis zu 3000-fach höher als der des Meerwassers. Das hat einen Grund: Jod ist Teil des Immunsystems der Algen. Die Jodsalze sorgen z.B. bei Verletzungen der Alge dafür, dass keine Bakterien die Wunde infizieren [3].

Eine medizinisch bei uns genutzte Alge ist der Blasentang (Fucus vesiculosus). Er weist im getrockneten Zustand einen Jodgehalt von 0,03 – 0,1 % auf.

Das HMPC hat Blasentang als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann er laut HMPC begleitend während einer kalorienreduzierten Diät zur Gewichtsreduktion von Erwachsenen mit Übergewicht eingesetzt werden. Vorausgesetzt, dass ernsthafte Erkrankungen ärztlich ausgeschlossen wurden. Die ESCOP hat Blasentang noch nicht monografiert. Die Kommission E erließ zu Tang eine Negativmonografie, da das damals (1990) vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Volksheilkundlich wird Blasentang zur Unterstützung bei einer Unterfunktion der Schilddrüse, bei Übergewicht und Arteriosklerose eingesetzt. [4]

Meersalz mit Blasentag

Zutaten

  • 100 g Meersalz
  • 3 g pulverisierter Blasentang (entspricht ca. 1 gehäuftem TL)

Zubereitung

Das Meersalz mit einem gehäuften Teelöffel Blasentang mischen.

Den pulverisierten Blasentang erhältst Du in vielen Apotheken, die auch eine Kräuterabteilung haben. Wenn Du den Blasentang in Apotheken kaufst, ist gewährleistet, dass der Jodgehalt zwischen 0,03 und 0,1 % liegt. Tang, der aus anderen Quellen bezogen wurde, könnte einen stark abweichenden Jodgehalt haben und dadurch auch zu gesundheitlichen Problemen führen.

Weshalb nur Blasentang?

Eine andere Alge als Blasentang eignet sich für die Herstellung eines Algen-Meersalzes nicht, da der Jodgehalt bei den meisten Algen stark schwankt und oft nicht kontrolliert ist. Die obige Mischung enthält (ausgehend vom maximalen Jodgehalt des Blasentangs von bis zu 0,1%) bis zu 30 mg Jod pro Kilogramm Salz. Du kannst das Meersalz mit Blasentang als normales Speisesalz verwenden. Du solltest davon nicht mehr als 5 g täglich zu Dir nehmen.

Cave: Wenn Du mehr als 5 g Meersalz mit Blasentang zu Dir nimmst, ist eine Überversorgung mit Jod möglich.

Hinweis: Gesonderte Empfehlungen für Schwangere, Stillende und Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen

Bei Kindern kann schon ein leichter Jodmangel die körperliche und geistige Entwicklung beeinträchtigen, wie Studien zeigen [5]. Aus diesem Grund muss bei Schwangeren und Stillenden auf eine ausreichende Versorgung mit Jod geachtet werden. Meersalz mit Blasentang zu verwenden, reicht dann nicht aus, um den täglichen Jodbedarf zu decken. Schwangere und Stillende sollten daher am besten im Gespräch mit ihrem Arzt klären, wie die ausreichende Jodversorgung des Kindes gewährleistet werden kann.

Menschen mit einer Schilddrüsenerkrankung sollten ihren Jodbedarf ebenfalls im ärztlichen Gespräch klären. Das obige Rezept sollte nur verwendet werden, wenn von ärztlicher Seite nichts dagegenspricht.

Und zum Schluss

Jod ist ein essenzielles Spurenelement für unsere Gesundheit. Da in Deutschland unsere Ackerböden und dadurch unsere Lebensmittel jodarm sind, müssen wir auf eine zusätzliche Versorgung mit Jod achten. Die einfachste Lösung ist jodiertes Speisesalz. Manche Menschen greifen lieber zu Meersalz, was aber hinsichtlich des Jodgehaltes keine Alternative ist. Außer wir reichern unser Meersalz mit Blasentang an.

Literatur

[1] Robert Koch-Institut. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland.; Stand: 28.02.2023

[2] Robert Koch-Institut. Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.; Stand: 28.02.2023

[3] Gärtner R. Jodstoffwechsel und Einflüsse auf Erkrankungen der Schilddrüse. Ernährungs Umschau 2015. DOI: 10.4455/eu.2015.039

[4] Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E et al.. Fucus. In: Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Stuttgart: WVG/Springer; 2014

[5] Kersting M, Hockamp N, Burak C et al. Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland – SuSe II. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Hrsg. 14. DGE-Ernährungsbericht. Vorveröffentlichung Kapitel 3. Bonn: 2020; V1–V 34

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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