Pflanzenheilkunde

Wie die Schamanenpflanze Beifuß Deine Traumwelt bereichern kann

23. September 2022
Schamanenpflanze Beifuß

Die weltweite beste Grafikkarte tragen wir in uns: unser Gehirn. Welche unglaublichen Welten es erschaffen kann, zeigt uns täglich unsere Traumwelt. Beifuß kann uns helfen, diese in voller Pracht zu erleben. Denn die Pflanze ist in der Lage, unsere Träume und Traumqualität zu intensivieren.

Sebastian Vigl

Lesezeit: 3,5 Minuten

Beifuß: Die magische Pflanze am Wegesrand

Wer sich hierzulande für Heilpflanzen interessiert, dem begegnet schon bald der Beifuß (Artemisa vulgaris). Nicht nur, weil er sich in unserer Nähe wohlfühlt und gern mitten in unseren Siedlungen wächst. Ihn umgibt auch etwas Mystisches. Die Pflanze, die den meisten nur als Gänsebratengewürz bekannt ist, soll spezielle Kräfte besitzen: Beifuß soll das Tor zum Verborgenen öffnen, Licht ins Unterbewusste bringen und eine Verbindung mit der Geisterwelt ermöglichen.

Der Beifuß gilt zudem als eine der wichtigsten Pflanzen in der Magie und im Schamanentum, um die Aura zu reinigen, den Geist zu klären und empfänglich zu machen für all die im normalen Bewusstseinszustand nicht vernehmbaren Botschaften. Heiler*innen und Schaman*innen machen deshalb bisweilen regelmäßig von ihm Gebrauch, beispielsweise als Räucherwerk oder Teedroge. Nicht selten wenden sie den Beifuß direkt vor dem Schlafengehen an, damit er ihre Traumwelt bereichert.

Klarträumen und hypnagoge Wahrnehmungen mit Beifuß

Weil der Beifuß die Träume intensivieren, bunter und lebendiger machen soll, setzen ihn auch viele Oneironauten ein – Menschen, die gezielt Klarträume erleben möchten.

Vielleicht hattest Du auch schon einmal einen Klartraum? In einem Klartraum (auch als luzider Traum bekannt) bist Du Dir bewusst, dass Du gerade träumst. Du erkennst plötzlich, dass alles um Dich herum von Dir geträumt wird. Dieser Umstand eröffnet Dir Möglichkeiten, die das reale Leben nicht bietet. Du kannst das volle Potenzial Deiner Fantasie erleben. Auf einer Parkbank mit Einstein sitzen? Kein Problem. Mit Pflanzengeistern kommunizieren? Im Handumdrehen möglich. Den Geist das ganze Universum umfassen lassen? Spielend einfach.

Es ist gibt Hinweise darauf, dass viele Schaman*innen in der Vergangenheit ihr Kräuter- und Heilwissen in Klarträumen empfangen haben. Beifuß ist dabei eine gute Begleitung. Da er die Träume intensiviert, kann er die Wachsamkeit während des Traumes erhöhen. Träumenden kann dadurch leichter bewusstwerden, dass das, was sie gerade erleben, ein Traum ist. Ein Umstand, der schlussendlich eine bewusste Interaktion mit der Traumwelt, ein bewusstes Lenken des Traums ermöglicht.

Beifuß könnte die Wahrscheinlichkeit für luzides Träumen erhöhen.

Auch wenn jeder Mensch zu Klarträumen fähig ist, ist dieses – mittlerweile gut erforschte – Phänomen nicht vielen bekannt.

Auch wer nicht klarträumt, kann wahrnehmen, dass Beifuß seine Traumwelt belebt. Dies kann sich typischerweise schon beim Einschlafen äußern, im sogenannten hypnagogen Zustand, in dem wir noch nicht wirklich schlafen, aber schon traumhafte Wahrnehmungen haben, zum Beispiel Muster, Lichter oder kurze Bilder vor unserem inneren Auge. Manche hören auch Stimmen oder Geräusche. Beifuß verstärkt nicht selten diese hypnagogen Wahrnehmungen.

Ebenfalls nicht untypisch ist, dass er das „Traumgedächtnis“ stärkt. Beim morgendlichen Aufwachen sind uns öfter Träume bewusst, die sich nicht selten sehr lebendig anfühlten. [1]

Leider gibt es noch keine Forschung darüber, warum der Beifuß unsere Traumwelt bereichert. Für diese Wirkung könnte vielleicht sein ätherisches Öl verantwortlich sein. Im ätherischen Öl der Pflanze finden sich mehrere Bestandteile, die auf das zentrale Nervensystem wirken. Dazu zählen neben dem entspannenden Myrcen und dem anregenden Pinen das Thujon. Thujon ist in hoher Dosierung ein Nervengift, in etwas niedrigeren Dosen kann es euphorisierend und leicht psychoaktiv wirken. Die Thujonmengen im Beifuß sind zwar zu gering, als dass davon eine psychoaktive Wirkung zu erwarten wäre. Aber ganz ausschließen lässt es sich nicht.  

Wie Du Beifuß zu Dir nehmen kannst

Eine gute und günstige Möglichkeit, Beifuß zu Dir zu nehmen, ist die Teezubereitung.

Tee aus Beifuß

Für einen Beifuß-Tee überbrühst Du 1 EL Beifußkraut mit 250 ml siedendem Wasser und lässt den Tee abgedeckt 15 Minuten lang ziehen. Den Tee noch warm vor dem Schlafengehen trinken.

Maximale Tagesdosis: 3 EL Beifußkraut.

Beifußtee wird gut vertragen, Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Sehr selten sind allergische Reaktionen möglich.

Hinweis: Beifußtee nicht anwenden bei Allergien gegen Beifuß oder andere Korbblütler. Während der Schwangerschaft nicht anwenden, da eine abortive Wirkung nicht auszuschließen ist.

Auch das abendliche Räuchern ist eine gute Möglichkeit, um mit dem Beifuß Deinen Schlaf zu beeinflussen. Für das Räuchern von getrocknetem Beifußkraut eignet sich Räucherkohle oder ein Stövchen. Letzteres ist besonders für Schlafräume geeignet, da es zu wesentlich weniger Rauchentwicklung führt. Wer mit Kohle räuchert, kann über die durchgeglühte Kohle etwas Sand streuen, damit das Kraut nicht zu schnell verglüht.

Das Räuchern kann aber auch ohne Kohle erfolgen, wenn Du nur die Blüten und die kleinen Blätter verwendest. Diese knetest Du in Deiner Hand zu einem kleinen Ball. Dieser glüht einmal angezündet langsam durch.

Beifuß räuchern
Der Beifuß verströmt beim Räuchern einen angenehmen aromatischen Geruch. Quelle: Sebastian Vigl, Berlin

Wichtig: Das abendliche Räuchern in den Schlafräumen sollte nur kurz erfolgen, der intensive Rauchgeruch stört Dich sonst vielleicht beim Einschlafen. Genieß einen längeren Räuchergenuss lieber in anderen Räumen oder im Freien, auf Balkon oder Terrasse.

Vorsicht bei traumatischen Belastungen und starken Alpträumen

Du leidest unter den Nachwirkungen eines Traumas, unter Panikattacken oder regelmäßigen, belastenden Alpträumen? Dann solltest Du vorsichtig mit dem Beifuß sein. Alpträume im Schlaf können durch ihn noch lebendiger und bedrohlicher wirken. Wenn Du Beifuß trotzdem anwenden willst, besprich das Vorhaben zunächst mit Deiner Psychologin oder Deinem Psychologen oder behandelnden Arzt bzw. behandelnder Ärztin.

Der Beifuß sollte zudem nur von Erwachsenen und nicht von Kindern oder Jugendlichen angewendet werden.

Zum Schluss

Beifuß ist treuer Begleiter: Er wächst gern in unserer Nähe und leistet uns auf unseren alltäglichen Wegen Gesellschaft. Er kann uns auch in der Traumwelt begleiten, wie bisherige Erfahrungen zeigen. Beifuß belebt die Traumwelt und scheint die Wahrscheinlichkeit für Klarträume zu erhöhen.

Literatur

[1] Neelamma, Gajji, Swamy B, Dhamodaran P, Vanitha B. A REVIEW ON PHARMACOGNOSTIC AND PHYTOPHARMACOLOGICAL PERSPECTIVE OF ARTEMISIA VULGARIS. European Journal of Pharmaceutical Sciences. 2020 Jan. 501-505.

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

Teilen

Das könnte Dir auch gefallen