Pflanzenheilkunde

Dost: Würzmittel und Heilpflanze

11. Juli 2022
Dost-Pflanze mit Biene

Den Duft dieser Heilpflanze hattest Du schon oft in der Nase: Der als Oregano oder Wilder Majoran bekannte Echte Dost (Origanum vulgare) eignet sich nicht nur für Pizza und Pastagerichte. Er ist eine tolle Heilpflanze vor allem bei Atemwegsinfekten, trüben Tagen und schwachen Nerven.

Sebastian Vigl

Lesezeit: 3 Minuten

Schon in der Antike war der Dost beliebt – sogar bei Schildkröten

Aristoteles hat viele interessante Dinge gesagt. Nicht immer ist mir klar, was er gemeint hat. Auch zum Dost hat sich der griechische Philosoph geäußert. Er soll beobachtet haben, dass Schildkröten nach dem Verspeisen von Schlangen Dost knabberten – angeblich um nicht zu sterben.

Was ist an dieser Beobachtung dran?

Wie viele andere Tiere kurieren sich auch Schildkröten bisweilen mit Heilpflanzen. Auch der Dost scheint vielen Schildkröten zu schmecken und gut zu tun. So wirkt das ätherische Öl dieses Lippenblütlers einer koreanischen Studie zufolge gegen häufige bakterielle Krankheitserreger, die für Schildkröten gefährlich sind [1]. Zudem dürfte der Dost auch die Verdauungsleistung von Schildkröten fördern, was eine Schlangenmahlzeit sicher verträglicher macht. Vielleicht haben die Schildkröten zudem nicht die bei uns heimische Dost-Art (Origanum vulgare ssp. vulgare), sondern die weißblühende südländische Unterart verspeist, die auch Griechischer Oregano (Origanum vulgare ssp. Hirtum) genannt wird und über mehr ätherisches Öl verfügt als unser Dost.

Seine Bitterstoffe und ätherischen Öle regen nicht nur den Verdauungstrakt von Schildkröten an, sondern auch den von Menschen. Seit der Antike ist er eine beliebte Heilpflanze bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung, Völlegefühl oder Appetitlosigkeit. Daneben empfehlen ihn Pflanzenheilkundige bei Erkrankungen der Atemwege und zur Stärkung der Nerven.

Der Dost wurde jedoch weder vom HMPC noch von der ESCOP bearbeitet. Von der Kommission E erhielt Dostenkraut eine Negativmonografie unter anderem aus dem Grund, da zum Zeitpunkt der Erstellung der Monografie die Wirkungen nicht erschöpfend belegt werden konnten.

Wann und wo könntest Du dem Dost begegnen?

Ursprünglich war der Dost im Mittelmeerraum zuhause, jetzt wächst er in fast ganz Europa. Bei uns findest Du ihn in trockenen, lichten Wäldern, auf sonnigen Magerrasen und nicht selten an Wegrändern oder an Bahngleisen. Geerntet wird sein blühendes Kraut, also alle oberirdischen Teile (Stängel, Blätter, Blüten) an einem trockenen Tag während der Blütezeit zwischen Juli und September. Der Dost wächst übrigens auch prima im Garten oder auf dem Balkon. Die meisten Gärtnereien bieten Dostpflanzen zum Kauf an. Der Dost trocknet rasch. Du kannst ihn zu losen Sträußchen zusammenbinden und zum Trocknen an schattigen und trockenen Stellen aufhängen.

Für Nerven, Verdauung und Immunsystem: Rezepte mit Dost

Der Wilde Majoran wirkt nicht nur auf den Verdauungstrakt, sondern wahrscheinlich auch auf die Psyche und das zentrale Nervensystem. Hierfür dürften vor allem seine Flavonoide verantwortlich sein. Flavonoide sind Farbstoffe, der Wilde Majoran hat davon gleich mehrere: Das Flavonoid Hyperosid soll stimmungsaufhellend, das Flavonoid Rutin beruhigend und das Flavonoid Quercetin angstlösend wirken [2].

Zur Stärkung Deiner Nerven nach einem stressreichen Tag, zur Förderung Verdauung oder bei einfachen Infekten der Atemwege wie einer Erkältung könntest Du Dir einen Tee aus Dost zubereiten.

Tee aus Dost

Zubereitung/Anwendung

Hierfür bis zu 3-mal täglich 1 gestrichenen EL Dostenkraut (Origani vulgaris herba) mit 250 ml siedendem Wasser zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen. Anschließend schluckweise trinken. Der Tee eignet sich für eine längere Anwendung. Wenn Du ihn täglich trinkst, dann mach alle 4 Wochen eine 1-wöchige Pause.

Hinweis! Für die Anwendung von Dost während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor

Zur Stärkung Deiner Nerven und zur Entspannung könnte es sich lohnen, auch mein Rezept für einen Dostlikör zu probieren.

Dostlikör

Zutaten

  • 40 g frisches oder 30 g getrocknetes Dostenkraut (Origani vulgaris herba)
  • 20 g frische unbehandelte Zitronenschale
  • 5 g Muskatblüte (Macis)
  • 750 ml Schnaps (ca. 38 % Alkoholgehalt)
  • 200 ml flüssiger Honig

Zubereitung/Dosierung

Alle Zutaten bis auf den Honig in einer großen Flasche oder in einem Gefäß aus Glas mischen und 3 Wochen ziehen lassen. Dann die Flüssigkeit abfiltrieren und den flüssigen Honig hinzugeben. Bei Bedarf täglich 1–2 EL einnehmen.

Auch bei Infekten der Atemwege ist der Dost eine gute Wahl. Dafür sprechen unter anderem seine antivirale und antibakterielle Wirkung. Bei Erkältungen könntest Du den Dost entweder alleine (s. Rezept „Tee aus Dost“) oder als Teil meiner folgenden Teemischung trinken.

Erkältungsteemischung

Zutaten

  • 40 g Dostenkraut (Origani vulgaris herba)
  • 20 g Lindenblüten (Tiliae flores)
  • 50 g Eibischwurzel (Altheae radix)

Zubereitung/Dosierung

Bis zu 3-mal täglich 1 gestrichenen EL der Mischung mit 250 ml siedendem Wasser zugedeckt 20 Minuten ziehen lassen und mit 1 TL Honig (gut eignet sich Lindenblütenhonig) gesüßt trinken.

Hinweis: Für die innerliche Einnahme von Dost sind nach heutigem Erkenntnisstand weder Gegenanzeigen noch unerwünschte Wirkungen bekannt, auch keine Wechselwirkungen mit Medikamenten.

Und zum Schluss …

Der Dost zählt zu meinen Lieblingspflanzen. Ich bekomme schon gute Laune, wenn ich seine zartpurpurnen Blüten sehe – und die vielen Insekten, die sie umschwirren. Für ein sonniges Gemüt sorgen zudem sein Geruch, sein Geschmack und seine Flavonoide. Sein heilkräftiges Kraut bekommst Du in Kräuterläden oder Apotheken. Du kannst es natürlich auch selbst sammeln – am einfachsten von Pflanzen, die auf Deinem Balkon oder im Garten wachsen.

Literatur

[1] De Silva BCJ, Hossain S, Wimalasena SHMP et al. Comparative in vitro efficacy of eight essential oils as antibacterial agents against pathogenic bacteria isolated from pet-turtles. Veterinarni Medicina 2018 (07); 63: 335–343

[2] Oniga I, Pușcaș C, Silaghi-Dumitrescu R et al. Origanum vulgare ssp. vulgare: Chemical Composition and Biological Studies. Molecules 2018 Aug 19; 23(8): 2077

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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