Historisches

Cato der Ältere (234–149 v.Chr.): De agricultura

17. November 2023
Historische Bücher

Papyrus Ebers, Lorscher Arzneibuch, New Kreuterbuch? Bekannt! Hippokrates von Kos, Dioskurides, Walahfrid Strabo? Natürlich auch!Was aber wissen Sie über diese Werke oder ihre Verfasser denn tatsächlich? Kurze und übersichtliche Zusammenfassungen lesen Sie hier. Immer freitags! Denn wir haben da mal was zusammengestellt …

Iris Eisenmann-Tappe

Lesezeit: 2 Minuten

Marcus Porcius Cato Censorius, genannt Cato der Ältere, war römischer Feldherr, Historiker und Schriftsteller und einer der einflussreichsten Politiker seiner Zeit. Er bekleidete die Ämter des Römischen Konsuls (195 v. Chr.) und des Censors (184 v. Chr.). Als Censor machte er vor allem durch seine Strenge von sich reden; er verurteilte jeglichen Luxus und trat für eine asketische Lebensweise ein, obwohl er ein wohlhabender Mann war. Seinen römischen Zeitgenossen warf er Verweichlichung vor. Die Schuld daran gab er der griechischen Philosophie, Kunst und Wissenschaft, die sich im Rom seiner Zeit in der Oberschicht großer Beliebtheit erfreuten. Konservativ und überzeugt republikanisch, sah er sich als Wahrer alter römischer Traditionen und Tugenden. Die Weltmacht Rom war hervorgegangen aus einer Republik von einfachen Bauern, und so stellte er das ländliche Ideal in den Vordergrund seiner Staatsideologie.

Seine Schrift De agricultura (Über die Landwirtschaft) verfasste er um das Jahr 150 v. Chr. herum. Sie ist bis dato das älteste Prosawerk in lateinischer Sprache, das uns erhalten geblieben ist. Für Historiker stellt sie die wichtigste Quelle zum Ackerbau im römischen Italien der Antike dar, denn sie war eine universale Anleitung für die damaligen Großgrundbesitzer. Vom Kauf von Land und Sklaven bis hin zur Bestellung und Verwaltung eines Gutes, vom Oliven-, Getreide- und Weinanbau bis hin zu Küchen- und Ernährungstipps findet sich alles, was an einschlägigem Wissen zusammenzutragen war, einschließlich medizinischer Hinweise, Hausmittel und Bauernweisheiten.

Generationen von Lateinschülern assoziierten mit Cato d.Ä. denjenigen Senator, der angeblich jede seiner Reden mit der Forderung beendete, Karthago müsse zerstört werden („ceterum censeo Carthaginem delendam esse“). Die Erfüllung seines Wunsches 146 v.Chr. erlebte er aber knapp nicht mehr.

Wer sich mit antiker Ernährung und historischen Rezepturen beschäftigt, assoziiert Cato mit seiner Leidenschaft für Kohl:

„Kohl und wie er die Verdauung fördert: Es ist der Kohl, der alle anderen Gemüsesorten übertrifft. Iss ihn gekocht oder iss ihn roh; wenn du ihn roh isst, dann tauche ihn vorher in Essig. Er fördert die Darmaktivität wunderbar und auch der Urin [des Kohlessers] ist gegen alle möglichen Beschwerden hilfreich.“

Cato d.Ä.: De agricultura

Von den zahlreichen aufgeführten Anwendungen und Indikationen für Kohlzubereitungen sei hier noch eine Rezeptur zitiert, die Cato zu Anregung des Stuhlgangs empfiehlt: Ein Schweinsfuß (oder eine Keule mit möglichst wenig Fett), zwei Kohlstängel, zwei Mangoldstängel mitsamt Wurzel, etwas Farn, etwas Merkurkraut [antiker Name für Bingelkraut], zwei Pfund Miesmuscheln, einen Großkopffisch [eine Meeräschenart], einen Skorpion, sechs Schnecken und eine Hand voll Linsen. Alles gemeinsam kochen, bis das Fleisch gar ist. Alles mit Wein vermischen und mit Pausen dazwischen trinken.

„Von den beschriebenen Bestandteilen kann jeder einzelne den Stuhl abführen. Doch es sind so viele Sachen, damit du richtig gut abführst. Außerdem schmeckt es gut!“

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Mehr über historische medizinische Schriften, deren Verfasser und die Anwendung der Heilpflanzenkunde in der Klostermedizin lesen Sie in: Klostermedizin bei Erkrankungen des Verdauungstrakts | 9783132416437 | Thieme Webshop

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Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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