Wer pflanzliche Milchalternativen kauft, wird dafür oft tüchtig zur Kasse gebeten. Du kannst richtig viel Geld sparen, wenn Du Deine Pflanzenmilch mit wenig Aufwand selbst herstellst. Wie wäre es zum Beispiel mit Hanfmilch? Ein leckeres Getränk aus ungeschälten Hanfsamen, einem nahrhaften und gesunden Superfood.
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Hanfsamen: Vom Nebenprodukt zum Superfood
Die Hanfpflanze (Cannabis sativa oder indica) erlebt gerade ein Comeback. Lange Zeit war sie aufgrund der berauschenden Wirkungen ihres Cannabinoids Tetrahydrocannabinol (THC) verschrien. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Zum einen entdeckte die medizinische Forschung das therapeutische Potenzial von Wirkstoffen der Pflanze wie dem THC und Cannabidiol (CBD). Zum anderen spielt Hanf in verschiedenen Wirtschaftszweigen als Rohstoff eine Rolle.
Hinweis: Das Betäubungsmittelgesetz beachten!
Grundsätzlich unterliegen Cannabispflanzen und -pflanzenteile sowie das berauschend wirkende THC dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Sie sind ebenso wie das Cannabisharz (Haschisch) als nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel eingestuft [2]. Das heißt, der Anbau, Handel und Besitz ohne Lizenz ist in Deutschland strafbar.
Ärzte wiederum dürfen unter bestimmten Voraussetzungen THC-haltige Cannabisblüten und -extrakte verschreiben [3].
Hanfsamen, die Du zur Herstellung der Hanfmilch benötigst, enthalten in der Regel kein THC und fallen somit nicht unter das Behandlungsgesetz – vorausgesetzt, sie sind nicht für den unerlaubten Anbau bestimmt [2]. Hanfsamen im Handel zu beziehen und sie als Zutat in der Küche einzusetzen, ist also erlaubt!
Von betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften sind Cannabispflanzen und -pflanzenteile auch dann ausgenommen, wenn sie aus dem Anbau in EU-Ländern mit zertifiziertem Saatgut stammen oder ihr Gehalt an THC 0,2 % nicht übersteigt. Der Verkehr mit ihnen darf ausschließlich gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken dienen. Ausgeschlossen sind auch hier der Anbau sowie ein Missbrauch zu Rauschzwecken [2].
Hanf: Grüner Rohstofflieferant
Hanfblätter und -blüten dienen als Grundlage für die Herstellung von CBD-Ölen . Die Fasern der Hanfpflanze finden zum Beispiel in der Textil- und Papierindustrie und als Dämmmittel Anwendung. Da für diese Verwendungen der THC-Gehalt nicht notwendig ist, züchtete man THC-arme Sorten, die heute auch als Nutzhanf bezeichnet werden. Seit 2008 ist der Anbau von Nutzhanf für landwirtschaftliche Unternehmen in der EU möglich, hierfür benötigen diese aber eine spezielle Erlaubnis.
Doch Hanf produziert nicht nur hochwertige Fasern, sondern auch sehr viele Samen. Zunächst wurden diese nur als Abfallprodukt des Hanffaseranbaus angesehen. Doch dann entdeckte man ihren außerordentlich hohen Nährwert.
Wertvolle Fettsäuren in Hanfsamen
Hanf ist überaus anspruchslos: Er gedeiht selbst in trockenen Gegenden und auf kargen Böden. Während er wenig für sich beansprucht, beschenkt er die Tierwelt um sich herum reichlich: Hanfsamen zählen zu den nahrhaftesten pflanzlichen Samen. Sie enthalten – wie oben schon erwähnt – kein THC und bestehen zu 35 % aus Fetten. Davon sind wiederum fast 85 % ungesättigte Fettsäuren, die für unsere Gesundheit eine wichtige Rolle spielen können.
Linol- und Linolensäure in Hanfsamen
Die wichtigste Fettsäure der Hanfsamen ist die 2-fach ungesättigte Fettsäure Linolsäure. Sie zählt zu den Omega-6-Fettsäuren und spielt eine wichtige Rolle bei der Gesundherhaltung der Haut. Im menschlichen Körper entsteht aus ihr unter anderem Gamma-Linolensäure, deren Wirkung im Gehirn und bei der Regulation des Blutdrucks von Bedeutung ist. Gamma-Linolensäure selbst findet sich auch im Hanföl. [1]
Auch Linolensäure ist in den Samen enthalten. Sie gehört zur Gruppe der Omega-3-Fettsäuren und ist wie die Linolsäure ein essenzieller Nährstoff. Das heißt, wir müssen ihn mit der Nahrung aufnehmen, weil unser Körper ihn nicht selbst produzieren kann. Dank des hohen Gehalts an Linolensäure hat Hanföl im Vergleich zu vielen anderen pflanzlichen Speiseölen ein besonders gutes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren
Wissen: Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren
Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren erfüllen wichtige Aufgaben in unserem Organismus, unter anderem für die Stabilität und Funktion von Zellwänden und die Bildung von Hormonen. Doch nicht nur eine gute Versorgung von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren ist entscheidend, sondern auch deren Verhältnis zueinander. Beide wirken sich zum Beispiel auf Entzündungsprozesse aus. Aus Omega-6-Fettsäuren entstehen entzündungsfördernde und aus Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmende Wirkstoffe in unserem Körper. Nehmen wir zu viele Omega-6-Fettsäuren zu uns, fördert diese Entzündungsprozesse. Diese wiederum können chronische Erkrankungen wie Arteriosklerose oder rheumatische Erkrankungen begünstigen.
Mitte des letzten Jahrhunderts lag das Verhältnis von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung schätzungsweise bei 3:1. Dieses Verhältnis wird als gesund angesehen. Mittlerweile jedoch weist unsere Ernährung durchschnittlich ein Verhältnis von zwischen 15:1 bis 30:1 auf.
Von den Pflanzenölen zum Beispiel hat Sonnenblumenöl ein ungünstiges Verhältnis von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren. Gut schneiden hingegen Rapsöl, Olivenöl, Leinöl und Hanföl ab. [4]
Hanfsamen reich an Eiweiß und Vitalstoffen
Hanfsamen zählen zu den eiweißreichsten pflanzlichen Erzeugnissen; nur Sojabohnen weisen einen höheren Eiweißgehalt auf. Hanfsamen enthalten alle essenziellen Aminosäuren und sind besonders bei Vegetariern und Veganern als Ersatz für tierisches Eiweiß beliebt. Und: Das Hanfeiweiß lässt sich von unserem Körper gut verstoffwechseln, da es zu 65% aus dem leicht verdaulichen Protein Edestin besteht.
Daneben enthalten Hanfsamen noch weitere wertvolle Vitalstoffe für unsere Gesundheit, so zum Beispiel B-Vitamine, antioxidativ wirkendes Vitamin E und Spurenelemente wie Magnesium, Kalzium, Eisen und Kalium. [1]
Es gibt viele Möglichkeiten, Hanfsamen in der Küche einzusetzen: zum Beispiel als knackiges Topping auf Suppen und Salaten oder als Zugabe zu Müsli und Joghurt. Gemahlene Hanfsamen kannst Du als Hanfmehl erwerben und zum Backen verwenden. Aus geschälten Hanfsamen kannst Du Dir eine leckere und gesunde Pflanzenmilch zubereiten.
Hanfmilch selbst herstellen
Zutaten
Für die Herstellung von 500 ml Hanfmilch benötigst Du:
- 200 ml Wasser
- 6 EL geschälte Hanfsamen
- eine Prise Salz.
Zubereitung
Verarbeite die Zutaten so lange in einem Mixer, bis eine milchige, cremige Flüssigkeit entsteht. Diese dann durch ein feines Sieb gießen und mit 300 ml frischem Wasser verdünnen. Die Hanfmilch ist im Kühlschrank 3 Tage haltbar.
Den Geschmack der Milch kannst Du nach Belieben anpassen. Du kannst zum Beispiel Datteln, Honig, Zimt oder Vanille mit in den Mixer geben.
Tipp: Hanfsamen keimen lassen
Rohe Hanfsamen sind lebendige Lebensmittel: Schon ein wenig Wasser erweckt die Samen aus ihrem Schlaf. Im trockenen Samen schlummern diverse Enzyme, die bei Kontakt mit Wasser aktiv werden. Sie wandeln langkettige Speichermoleküle in kurzkettige und biologische aktive Verbindungen um, die beim Keimungsprozess benötigt werden.
Auch wir profitieren von diesem Vorgang: Der Keimungsprozess macht die Nährstoffe für uns leichter verdaulich – und erhöht zudem den Gehalt an Vitaminen. Pluspunkt für Feinschmecker: Die Hanfmilch aus gekeimten Samen schmeckt außerdem süßer als Hanfmilch aus ungekeimten Samen.
Um die Enzyme keimen zu lassen, weichst Du geschälte Hanfsamen über Nacht ein. Verwende hierfür mindestens doppelt so viel Wasser wie Samen und gieße das Einweichwasser am nächsten Morgen ab.
Wichtig: Die gekeimten Samen solltest Du anschließend sofort für die Milchherstellung verwenden, damit sich keine Bakterien oder Pilze auf ihnen bilden.
Und zum Schluss
Als Pflanzenheilkundler begrüße ich das Comeback der Hanfpflanze. Mit ihren Samen liefert sie uns ein preiswertes und lokal anbaubares Superfood, aus dem Du Dir eine leckere Pflanzenmilch zubereiten kannst.
Literatur
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.