Pflanzenheilkunde

Do it yourself: aphrodisierende Rezepte mit Damiana

21. Oktober 2022
Damiana, gelbe Blüte Nahaufnahme

Um die sexuelle Begierde wachzuküssen, nutzen Menschen seit Jahrtausenden verschiedene Heilpflanzen, zum Beispiel Damiana. Liebestränke spielten in vielen Kulturkreisen eine wichtige Rolle. Ihre Rezepturen (ähnliche wie Lebenselixiere) waren oft geheim, ihr Wissen verlieh den Kundigen Ansehen und Macht. Heute ist das nicht mehr so.

Sebastian Vigl

Lesezeit: 5 Minuten

Heilpflanzen zur Hilfe

Länger anhaltende Phasen, in denen die sexuelle Lust deutlich verringert ist, können für Betroffene sehr belastend sein. Für solche Phasen gibt es viele Ursachen, häufig spielt chronischer Stress eine wichtige Rolle. Dem Ursprung sollte stets auf den Grund gegangen werden. Heilpflanzen können bei der Besserung einen Beitrag leisten.

Umfangreiches Wissen

Das Wissen, wie Heilpflanzen unsere Lust entfachen können, ist heute frei zugänglich. Zudem sind viele Heilpflanzen gut erforscht. Wir wissen nicht nur, ob eine Heilpflanze uns helfen kann, sondern auch wie. Eine besondere Pflanze für die Lust ist die Damiana (Turnera diffusa).

Damiana – mehr als aphrodisierend

Auf dem Markt der Phytotherapeutika finden sich hierzulande seit einigen Jahren aphrodisierende Präparate, unter anderem aus dem Kraut der Damiana (Turnera diffusa). Damiana wird und wurde in verschiedenen Kulturen zur Libidosteigerung, aber auch zu anderen Zwecken eingesetzt.

Die strauchartige Pflanze aus der Familie der Turneraceae (Safranmalvengewächse) ist in Südkalifornien, Mexiko, Westindien und in Südamerika (Brasilien und Bolivien) heimisch. Die in Mittelamerika ansässigen indigenen Völker schätzten sie unter anderem als Stärkungsmittel nach beschwerlichen Fußmärschen [1]. Die erfrischende und tonisierende Wirkung dürfte unter anderem von dem angenehmen zitronenartigen Geschmack des enthaltenen ätherischen Öls und den Bitterstoffen der Pflanze ausgehen. Bitterstoffe regen den Parasympathikus an, den Ruhenerv unseres vegetativen Nervensystems. Er ist für Erholung und Regeneration zuständig. Zudem können die Bitterstoffe durch Anregung der Verdauungssäfte dazu beitragen, dass aufgenommene Nahrung gut verdaut werden kann. Während Damiana das vegetative Nervensystem beruhigt, regt die Pflanze das zentrale Nervensystem an. Das kann sich zum Beispiel durch eine Stimmungsaufhellung bemerkbar machem. Hierbei dürfte ihr Koffeingehalt (Koffein wurde vor allem in den Stängeln der Pflanze nachgewiesen) und ihr ätherisches Öl eine Rolle spielen.

Weitere traditionelle Anwendungsgebiete sind zum Beispiel in Jamaika unter anderem bei Husten und in Mexiko als Tonikum für das Herz.

Damiana wurde daneben schon vor Jahrhunderten als Liebestrank verwendet. Erstmals dokumentiert im Jahre 1699 von einem Missionar bei nordmexikanischen indigenen Stämmen. Auch in der Volksmedizin Südamerikas ist die Wirkung seit langem bekannt, man bezeichnet die Pflanze als „Rompe camisa macho“, was so viel bedeutet wie „Zerreißt dem Mann das Hemd“.

Auf den Spuren der aphrodisierenden Wirkung von Damiana

Für die aphrodisierende Wirkung spielt sicher die tonisierende und anregende Wirkung von Damiana eine Rolle.

Daneben sollen ihre ätherischen Öle die Durchblutung im Unterleib – und damit in den Geschlechtsorganen – fördern. Zusätzlich hemmen Damiana-Inhaltsstoffe das Enzym Aromatase, welches Testosteron abbaut. Ist das Enzym gehemmt, könnte dies zu höheren Testosteronwerten und damit – bei Mann und Frau – zu mehr Lust führen.

Im Gegensatz zu anderen aphrodisierenden Pflanzen wirkt Damiana nicht psychoaktiv. Hinweise aus der Grundlagenforschung lassen jedoch auf angstlösende und stimmungsaufhellende Effekte schließen [2]. Beides könnte sich positiv auf unser Liebesleben auswirken. Eine potenzsteigernde Wirkung wurde bis jetzt nur in Tierstudien gezeigt [3]. Die beobachtete positive Wirkung in diesen Studien soll laut einem mexikanischen Forschungsteam auch mit dem Flavonoidgehalt der Pflanze zu tun haben. Einzelne Flavonoide sollen zum Beispiel den Gehalt an Stickoxid (NO) in den Gefäßen erhöhen, was die Durchblutung der Geschlechtsorgane erhöhen kann [4].

Damiana mit anderen Pflanzen ergänzen

Eine gängige Anwendungsform von Damianablättern ist die Teezubereitung. Das folgende Teerezept mit Damiana stammt aus meiner Praxis. Es kann sowohl von Frauen als auch von Männern zur Steigerung der Libido getrunken werden. Offizielle Monografien der Kommission E, der ESCOP, der WHO oder der HPMC führen bei den erwähnten Pflanzen keine aphrodisierende Wirkung auf. Ihre Anwendung zur Libidosteigerung beruht auf meiner persönlichen Erfahrung und den Erkenntnissen der Erfahrungsheilkunde.

Im Rezept ist zum Beispiel der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) enthalten, der ganz ähnlich wie Damiana wirkt. Auch seine ätherischen Öle tonisieren und fördern die Durchblutung im Unterleib. Ähnlich wirken das Kraut des Basilikums (Ocimum basilicum) und des Ysops (Hyssopus officinalis). Beide Pflanzen zählen wie der Rosmarin zur botanischen Familie der Lippenblütler. Die Durchblutungsförderung des Unterleibs könnte übrigens gegen Stress, die mittlerweile häufigste Ursache für sexuelle Unlust, wirken. Wir können uns das so vorstellen: Strömt mehr Blut in den Unterleib, bekommt der Kopf weniger davon ab – unser Geist kann zur Ruhe kommen.

Abgerundet wird meine Mischung durch die Blüten des Jasmins (Jasminum grandiflorum) und die Wurzeln der Ashwaganda (Withania somnifera). Diese Pflanzen könnten meiner Meinung nach über ihre stresslindernden und entspannenden Wirkungen zur Steigerung der Lust beitragen.

Libidotee mit Damiana

Zutaten

  • 10 g Jasminblüten (Jasmini flores)
  • 20 g Rosmarinblätter (Rosmarini flores)
  • 30 g Damianablätter (Damianae folia)
  • 30 g Ashwagandawurzel (Withaniae radix)
  • 25 g Basilikumkraut (Basilici herba)
  • 20 g Ysopkraut (Hyssopi herba)

Zubereitung

Übergieße bis zu 3x täglich 1 EL der Teemischung mit ¼ L siedendem Wasser und lasse sie zugedeckt 20 min ziehen. Trinke den Tee ungesüßt vor den Mahlzeiten. Gegen eine längere Anwendung der Teemischung spricht nichts, meiner Erfahrung nach ist es aber sinnvoll, nach einer sechswöchigen Anwendung eine einmonatige Pause einzulegen, um einen Gewöhnungseffekt entgegenzuwirken.

Exotischer Damianalikör

In Südamerika sind alkoholische Zubereitungen aus Damiana keine Seltenheit. Sie werden pur genossen oder in Cocktails gemischt, um dem Abend eine sinnliche Note zu geben.

Mit meinem folgenden Rezept kannst Du Dir einen Damianalikör selbst herstellen. Ein Schnapsglas am Tag kann entweder pur oder mit Fruchtsäften gemischt getrunken werden. Besonders gut dazu passt Ananassaft. Aufgrund des Alkoholgehaltes eignet sich die Rezeptur nicht zur täglichen Einnahme.

Damianalikör selbst herstellen

Zutaten

  • 1 geschnittene Vanilleschote
  • 8 Pimentkörner
  • 80 g Damianablätter
  • 10 g Muskatblüten
  • 0,7 L Jamaika-Rum (Alkoholgehalt 40–60 %)

Zubereitung

Die obigen Zutaten in ein geeignetes Gefäß (zum Beispiel großes Schraubglas) geben und 2 Wochen lang fest verschlossen ruhen lassen – ab und an schütteln. Nach 2 Wochen mit einem Teesieb abfiltrieren und mit 5 EL Honig süßen und weitere 2 Wochen ruhen lassen.

Zu beachten

Die Behandlung von Lustlosigkeit (Libidoverlust) mit der obigen Teemischung oder dem Likör ersetzt nicht die ärztliche Diagnose oder Therapie. Vermindertes sexuelles Verlangen kann psychische und körperliche Ursachen haben, die ärztlich abgeklärt werden müssen. Das heißt, bei belastendem/anhaltendem Libidoverlust sollte die Ärztin oder der Arzt aufgesucht werden!

Aufgrund fehlender Untersuchungen zur Unbedenklichkeit dürfen die beiden Rezepte mit Damiana nicht in der Schwangerschaft oder der Stillzeit anwenden. In der Schwangerschaft könnte vor allem die durchblutungsfördernde Wirkung von Damiana problematisch sein. Wegen dieser Wirkung sollte Damiana auch bei Hypermenorrhö nicht angewandt werden. Bei Gallenwegsbeschwerden wie Gallensteinleiden, Verschluss der Gallenwege oder Gallenblasenentzündung und Lebererkrankungen darf die Einnahme des Libidotees mit Damiana nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Die galletreibenden Eigenschaften des Rosmarins könnten bei diesen Erkrankungen Beschwerden verursachen.

Und zum Schluss

In Mexiko und anderen Ländern Südamerikas sind die Blätter der Damiana sehr beliebt. Sie finden dort unter anderem bei Muskelschwäche, als Tonikum, bei Verdauungsbeschwerden, bei Diabetes und als Aphrodisiakum Anwendung. Vor allem die aphrodisierende Wirkung der Damiana dürfte dazu führen, dass die Pflanze auch bei uns bekannter wird.

Literatur

[1] Szewczyk K, Zidorn C. Ethnobotany, phytochemistry, and bioactivity of the genus Turnera (Passifloraceae) with a focus on damiana–Turnera diffusa. J Ethnopharmacol 2014; 152(3): 424–43

[2] Brunetti P, Lo Faro AF, Tini A et al. Pharmacology of Herbal Sexual Enhancers: A Review of Psychiatric and Neurological Adverse Effects. Pharmaceuticals (Basel) 2020; 13(10): 309

[3] Estrada-Reyes R, Ortiz-López P, Gutiérrez-Ortíz et al. Turnera diffusa Wild (Turneraceae) recovers sexual behavior in sexually exhausted males. J Ethnopharmacol 2009; 123(3): 423–9

[4] Rudolf Bauer: Damiana. Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(06): 275–280

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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