Pflanzenheilkunde

Kleiner Steckbrief: Ingwer

30. August 2022
Ingwer-Wurzel

Der Ingwer (Zingiber officinale) genannt, gehört zur Familie der Ingwergewächse, den Zingiberaceen. Die Gattung Zingiber umfasst über 50 verschiedene Arten. Davon wird allerdings nur der Wurzelstock von Zingiber officinale (Zingiberis rhizoma) arzneilich verwendet. Dieser duftet aromatisch und oft zitronenartig und schmeckt aromatisch scharf und bitter.

Cornelia Stern

Im Volksmund wird der Ingwer auch Immerwurzel, Ginger, Ginfer, Imber und Ingwerzehen genannt. Der Gattungsname Zingiber geht auf das Sanskrit zurück, die alte indische Gelehrtensprache. „Sringavera“ bedeutet „hornförmig“ und weist auf die Form des Wurzelstocks hin.

Ingwer: Wuchs und Erscheinungsbild

Der Ingwer ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu einer Höhe von 1,5 m heranwachsen kann. Er hat einen knollig-vielgliedrigen, kriechenden, fleischig-weißlichen Wurzelstock, der sich zu Seitensprossen verzweigt. Aus ihm heraus wachsen Stängel, die sich aus übereinandergelegten Blattscheiden bilden. Daran sitzen weiter oben fast 2-reihig angeordnete, lanzettliche, parallelnervige Blätter mit ganzem Blattrand und leichter Behaarung auf der Unterseite. Am Ende einiger Sprosse bilden sich ährige Blütenstände aus ziegelartig, übereinanderliegenden Deckblättern, in deren Achseln grünlich gelbe, violett punktierte Röhrenblüten sitzen. Selten entwickeln sich daraus beerenartige Kapselfrüchte mit schwarzen Samen.

Da die Pflanze nur selten blüht und noch seltener Samen bildet, erfolgt die Vermehrung in den allermeisten Fällen vegetativ über die Rhizome.

Lebensraum des Ingwers

Die ursprüngliche Heimat des Ingwers liegt in Südostasien, sehr früh wurde er in Indien und China kultiviert. Wild findet man ihn heute nicht mehr in der Natur, er wird auf Plantagen in den Subtropen und den Tropen angebaut. Zu den wichtigsten Anbauländern gehören China, Sri Lanka, Indien, West-Malaysia, Indonesien, Japan, Australien, Jamaika, Hawaii, Nigeria sowie Südamerika. Er wächst in gleichmäßig heißem und feuchtem Klima mit viel Sonne und etwas Schattenstunden auf nährstoffreichem, entwässertem und eher lehmigem Boden. Die Problematik dabei ist, dass der Ingwer einen ausreichenden und vor allem gleichmäßigen Niederschlag braucht. Ist dieser nicht gewährleistet, muss bewässert werden.

Beim Anbau werden geteilte Rhizomstücke ungefähr 10 cm in die Erde eingegraben und daraus wachsen neue Pflanzen. Bis zur Ernte wartet man ca. 8 Monate. Dann werden die gewachsenen Ingwerrhizome ausgegraben, frisch verkauft, verarbeitet oder sorgsam im Schatten getrocknet.

Ingwer-Wurzelstock in Erde.
Wurzelstock des Ingwers (Zingiber officinale). Quelle: © Engdao/stock.adobe.com

Hinweis: Ingwer zählt zu den bodenauslaugenden Pflanzen und sollte nur im Wechsel mit anderen Pflanzen angebaut werden.

Anwendungsgebiete des Ingwers in der Phytotherapie

Alle 3 Kommissionen, die Kommission E, die ESCOP und das HMPC haben dieser Heilpflanze eine Monografie gewidmet.

Die genannten Einsatzgebiete sind:

  • innerlich bei dyspeptischen Beschwerden
  • innerlich zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen bei Reisekrankheit
  • innerlich als Mittel gegen Erbrechen nach Operationen (Nachwirkung
  • der Narkose)

Verwendung des Ingwers

Traditionell wird Ingwer in verschiedenen Formen auf den Markt gebracht: ungeschält (mit dem Kork) oder teilweise geschält, vollständig geschält, frisch, getrocknet, in Stücken oder pulverisiert – jedes Anbauland hat dabei seine eigene Vorgehensweise.

Verwendet wird der Ingwer als Gewürz in der Küche sowie als Heilmittel in der Phytotherapie, Volksheilkunde, Traditionellen Chinesischen Medizin, Ayurvedischen Medizin und Homöopathie.

Unter anderem sind es die Scharfstoffe sowie ätherisches Öl, sie verleihen dem Ingwer seine heilende Wirkung. Ein Einsatzgebiet aus der Volksheilkunde sind Erkältungen sowie schleimiger Husten. Hier hat sich folgendes Rezept als hilfreich bewährt.

Ingwer-Shot für die Erkältungszeit

Wird Ingwer roh verarbeitet, bleiben hitzeempfindliche Inhaltsstoffe besser erhalten. Die stärkenden und wärmenden Bitterstoffe des Ingwers zusammen mit dem Vitamin C aus dem frischen Zitronensaft unterstützen das Immunsystem und helfen, Infekte abzuwehren beziehungsweise schneller wieder gesund zu werden.

Zutaten

  • 50 g Bio-Ingwerrhizome
  • 2 Bio-Zitronen
  • Agavendicksaft, Honig oder Dattelsirup nach Bedarf

Zubereitung/Anwendung

Ingwer waschen und in grobe Stücke schneiden. Zitronen halbieren und auspressen. Ingwer und Zitronensaft in den Mixer geben und fein pürieren. Falls der Shot zu faserig ist, durch ein Sieb abseihen. Nach Wunsch mit Agavendicksaft, Honig oder Dattelsirup süßen. In eine Glasflasche abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren. Aufgrund der begrenzten Haltbarkeit innerhalb von 3–4 Tagen trinken.

Neben- und Wechselwirkungen bei der Anwendung des Ingwers

Als Nebenwirkungen des Ingwers finden sich nur leichte Schleimhautreizungen bei Patienten mit empfindlichem Magen. Als Kontraindikationen werden operationspflichtige Gallensteine sowie Schwangerschaftserbrechen genannt. In Ländern, in denen Ingwer heimisch ist, wird der Wurzelstock jedoch schon lange bei Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft eingesetzt. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind keine bekannt.

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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