Pflanzenheilkunde

Klostergarten und Co.: Unterwegs mit Heilpflanzen

5. August 2022
Klostergarten Lorsch mit Teil des Klostergebäudes und Weg

Früher pflanzte jedes Kloster im Klostergarten Heilpflanzen zur Herstellung von Heilmitteln an. Heute sind sowohl viele der Klöster als auch deren Gärten verschwunden. Dennoch gibt es einige, die diese Kultur bewahren. Zum Teil kann man diese bemerkenswerten Heilpflanzengärten auch heute noch besuchen.

Susanne Koch

Lesezeit: 4 Minuten

Heilpflanzengärten für Dich vorgestellt

Besonders bekannt sind Klöster sind für ihre Heilpflanzengärten. Aber auch zum Beispiel in manchem botanischen Gärten werden Heilpflanzen zur Anschauung kultiviert und einige Universitäten betreiben noch Heilpflanzengärten zu Lehrzwecken. Ich liebe es, solche Gärten aufzusuchen und seltene Einheimische, aber auch exotische Heilpflanzen zu besuchen.

In diesem Beitrag stelle ich einige kleinere Gärten vor. Vielleicht liegt einer von ihnen in Deiner Nähe oder auf dem Weg zum nächsten Urlaubsziel? Ein Besuch lohnt sich!

Der Klostergarten im Kloster Frauenberg in Fulda

Fulda ist mit seinem pittoresken Barockviertel, den kleinen Gässchen in der Innenstadt, den Kirchen sowie dem eindrucksvollen Dom und den zahlreichen Grünflächen immer einen Ausflug wert. 15 Gehminuten vom Zentrum entfernt gelangt man mit einem letzten steilen Anstieg zum Kloster Frauenberg und seinem Klostergarten. Vom Kreuzweg links neben dem Kloster gelangt man durch eine Holztüre in den kleinen, ruhigen Garten.

Im klassischen Geviert mit einer Madonnenfigur im Zentrum werden hier in mehreren gut gegliederten und beschrifteten Beeten nicht nur Heilpflanzen kultiviert. Auch Blumen für den Altarschmuck der Klosterkirche finden sich hier in einem großen Beet entlang der Außenmauer. Dieses ist besonders schön, wenn die vielen verschiedenen Rosen blühen und duften. Selbst ein kleiner Ententeich und ein Außengehege mit ein paar Kaninchen finden Platz. Wer möchte, kann sich auf den Bänken rund um die Statue oder auf den hölzernen Liegen niederlassen und die Ruhe genießen. Der Garten ist nicht groß, aber liebevoll angelegt. Vom vorderen Klosterhof aus kannst Du im dortigen Lokal oder auf der Terrasse den eindrucksvollen Blick über die ganze Stadt genießen.

Adresse:

Kloster Frauenberg
Am Frauenberg 1
36039 Fulda

Internet: https://fulda.franziskaner.net/

Benediktinerinnenabtei in Fulda

Am Rand des Zentrums von Fulda befindet sich in der Benediktinerinnenabtei in der Nonnengasse ein Klosterladen sowie ein weiterer eindrucksvoller Klostergarten. Dieser ist von Mai bis September samstags von 14 bis 16 Uhr durch den Laden zugänglich. Einmal im Monat finden kostenpflichtige Führungen statt, dann ist der Garten nur für Teilnehmer geöffnet.

Adresse:

Benediktinerinnenabtei zur Hl. Maria
Nonnengasse 16
36037 Fulda

Internet: https://www.abtei-fulda.de/

Schaugarten für Heilpflanzen im Kloster Lorsch

Ganz anders aufgebaut und genauso ansprechend ist der Klostergarten auf dem Areal des Weltkulturerbes Kloster Lorsch. Er liegt direkt hinter der Zehntsteuer in südlicher Richtung an einem Hang. In den 4 mit Steinen eingefassten Terrassen wachsen gut 200 Arzneipflanzen, die sich alle im Lorscher Arzneibuch finden. Die Beete sind nicht nach Themen gegliedert, dafür sind die Pflanzen sehr gut beschildert. Auf den Schildern steht jeweils der deutsche und der lateinische Name.

Die Pflanzen in den Terrassen lassen sich wunderbar von den barrierefreien und rollstuhlgerechten Wegen aus betrachten. Das Gelände ist frei zugänglich und immer geöffnet. Im nahegelegenen Museum kann man einen auszugsweisen Nachdruck des berühmten Lorscher Kräuterbuches erwerben (auch ohne das übersichtliche Museum zu besuchen). Ganz in der Nähe befindet sich das ebenfalls zum Kloster gehörende Freilichtlabor, in dem experimentalarchäologische Forschung betrieben wird. Auch dieses kann man besichtigen. Der Besuch des Lorscher Klostergarten lohnt sich insbesondere im Rahmen einer Besichtigung des Klosterareals oder wenn man auf Reisen auf der A 67 oder der A5 zwischen Heidelberg beziehungsweise Mannheim und Frankfurt ein gutes Stündchen Zeit für eine Pause hat.

Übrigens: Auch das erste Bild des Beitrags bildet einen Teil des Klostergartens des Kloster Lorsch ab.

Adresse Kloster Lorsch:

Nibelungenstraße
64653 Lorsch

Internet: https://kloster-lorsch.de/klosterlorsch/lorscher-arzneibuch/kraeutergarten

Adresse Freilichtlabor Lauresham:

Im Klosterfeld 6–10
64653 Lorsch

Internet: https://kloster-lorsch.de/freilichtlabor

Apothekergarten in Ettlingen bei Karlsruhe

Recht versteckt, links des Schlosses, zwischen der Schlossgartenhalle beziehungsweise dem dortigen Lokal und der Stadtbibliothek gelangt man vom Rosengarten aus durch eine eiserne Pforte in den nur 400 Quadratmeter großen Apothekergarten. Strukturiert ist er nach der Signaturenlehre von Paracelsus und Da Vincis Menschenbild: Ein alter Walnussbaum soll den Kopf des Gartens – und des Menschen – symbolisieren. Die Beete sind daran anschließend vom Kopf zu den Füßen nach menschlichen Körperregionen gegliedert. In diesen sind insgesamt etwa 200 Heilpflanzen angepflanzt, die der Gesundheit genau dieser Körperteile dienlich sein können.

Im Zentrum des kleinen Gartens plätschert ein Brunnen. Auch Bänke fehlen nicht, auf denen man sich in diesem kleinen, verwunschenen Garten vom Trubel der Stadt erholen kann. Ein Besuch lohnt sich, wenn Du ohnehin in der Nähe bist und etwas Ruhe und Frieden suchst. Aber auch das Städtchen selbst mit seinen Fachwerkhäusern und der Alb, die sich am Rand des Zentrums schlängelt sowie der Horbachpark und das nahe liegende Albtal sind, zusammen mit dem Apothekergarten, einen Tagesausflug wert.
Der Apothekergarten ist von Mitte März bis Mitte Oktober täglich von 8 bis 18 Uhr frei zugänglich.

Adresse:

Apothekergarten
76275 Ettlingen

Internet: https://www.ettlingen.de/erleben/natur/parks+_+gruenanlagen/apothekergarten

Heil- und Nutzpflanzengarten der Propstei Alt St. Johann

Wenn Du auf der schweizerischen Autobahn 13 vom Bodensee/Lindau Richtung Chur fährst, weisen große, nicht zu übersehende Schilder auf den Wahlbezirk Toggenburg hin. Über die Staatsstraße 16 gelangt man dann über kurvenreiche Straßen bergauf nach St. Johann. Hier, am Fuße des Säntis, befindet sich das ehemalige Kloster und davor der wunderschöne, bunte, abwechslungsreiche Garten. Direkt nach Durchschreiten der Pforte stehst Du schon im Blumenmeer. Zwischen mehreren größeren und kleineren Beeten schlängelt sich der Pfad, auf dem Du dich an der bunten Vielfalt erfreuen kannst. Die Beete sind, soweit ich das beurteilen kann, nicht nach einem bestimmten System geordnet. Dafür sind die zahlreichen Heilpflanzen gut beschildert und es wachsen hier allerlei unerwartete Schätze. Um diese alle zu entdecken und zu betrachten habe ich hier über 2 Stunden zugebracht. Zugegeben, ich kann in solchen Gärten gut verweilen und einzelne Pflanzen eingehend betrachten.

Im hinteren Bereich des Gartens werden auch Nutzpflanzen angebaut und ein großes Beet ist mit bienenfreundlichen Blumen und Kräutern bepflanzt. Dazwischen plätschert der Brunnen mit der modernen Plastik und hinter der Kirche bieten einige Bäume schattige Plätzchen zum Verweilen. Bis 2018 gehörte der Garten zur Anbaufläche der Toggenburger Kräuterfrauen, die in dieser malerischen Gegend mittlerweile auf 50 Ar Tee- und Gewürzkräuter anbauen und vermarkten. Mittlerweile dient der Klostergarten ausschließlich als Schaugarten. Es gibt auch einen kleinen Laden, wo Du unter anderem Tee- und Gewürzkräuter kaufen kannst.

Wenn Du noch etwas Zeit in dieser bezaubernden Gegend verbringen möchtest, kannst Du Beispielsweise nur wenige Kilometer weiter den kleinen Schwendisee auf einem bequemen Weg entlang von Wiesen und Wald umrunden. Hier wachsen zahllose Blumen, Kräuter und man findet sogar Knabenkraut. Und wenn Du keine Furcht vor Blutegeln hast, kannst Du Dich hier auch bei einem Bad abkühlen.

Heilpflanzengarten Propstei Alt St. Johann, Immortelle im Fokus
Der Heilpflanzengarten der Propstei Alt St. Johann zeigt zahlreiche Heilpflanzen mit entsprechenden Beschilderungen, zum Beispiel die auf diesem Bild erkennbare Immortelle. Quelle: Susanne Koch

Adresse:

Dorf 404/9656
9656 Alt St. Johann
Schweiz

Internet: https://www.sanktjohann.ch/

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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