Pflanzenküche

Mit Kräuteressig die Lebensgeister wecken

17. März 2023
Kräuteressig

Ein Kräuteressig mit Rosmarin und Brennnessel ist ein ideales Hausmittel, um im Frühling das Winterfell abzuschütteln und seine Lebensgeister zu wecken. Kannst Du das gerade gut gebrauchen? Dann lies unbedingt weiter! Denn wie Du einen Kräuteressig mit Rosmarin und Brennnessel selbst machst, erfährst Du hier!

Ruby Nagel

Lesezeit: 4 Minuten

Was ist Kräuteressig?

Ein Kräuteressig ist ein altes Haus- und Heilmittel. Dabei werden verschiedene Kräuter in Essig ausgezogen. Forscher haben Essigrückstände in 10.000 Jahre alten Tongefäßen aus Altägypten gefunden. Essig wird also schon sehr lange von Menschen genutzt.

Man findet ihn auf allen Kontinenten und in allen Kulturen. Essig entsteht durch Vergärung alkoholhaltiger Flüssigkeiten, bei der die Essigbakterien bei einer bestimmten Temperatur und nur unter Vorhandensein von Sauerstoff den Alkohol zu Essigsäure abbauen. Alkohol – das Ausgangsprodukt für Essig – wird je nach Region aus unterschiedlichen Früchten oder Getreidearten hergestellt. So gibt es also in heißen und trockenen Regionen zum Beispiel auch Essig aus vergorenen Datteln oder Feigen und in Japan Essig aus vergorenem Reisschnaps.

Essig galt früher auch als Konservierungsmittel. Da Salz nur in bestimmten Regionen abgebaut wurde und zudem auch sehr kostbar war, war das Einlegen in Essig eine günstigere und vor allem auch überall verfügbare Methode, um Lebensmittel haltbar zu machen.

Indem man Kräuter in Essig einlegt, kann man nicht nur seinen Geschmack verfeinern, sondern auch wasserlösliche Inhaltsstoffe aus den Pflanzen extrahieren.

Wie wirkt Essig auf den Körper?

Essig im Allgemeinen enthält viele verschiedene Mineralstoffe und Spurenelemente wie z. B. Kalzium, Kalium, Magnesium, Schwefel, Eisen, Kupfer, Mangan, Zink sowie Aminosäuren beispielsweise Arginin, Lysin und Tyrosin, Kohlenhydrate und Vitamin A. [1]

Er hat ein weites Wirkspektrum und ist u. a. adstringierend, kühlend, verdauungsfördernd , reinigend und vitalisierend. [1] In der Naturheilkunde wird er z. B. genutzt, um den Säure-Basen-Haushalt zu unterstützen, die Ausscheidung von Abfallstoffen zu fördern, den Stoffwechsel anzuregen, das Mikrobiom zu regenerieren und die Verdauung zu verbessern. [1]

Weiter unten im Text findest Du ein Rezept und Beispiele für Kräuter, die sich für einen Kräuteressig eignen.

Welcher Essig eignet sich für Kräuteressig?

Einen guten Essig findest Du in jedem Bioladen. Achte beim Kauf darauf, dass der Essig roh, unpasteurisiert, naturbelassen und ungefiltert ist und eine Bioqualität hat.

Ich benutze gerne Apfelessig, aber auch Reisessig und Weinessig sind denkbar. Probiere Dich gerne aus, denn jeder Essig hat seinen eigenen Geschmack. Ein weißer Weinessig ist frisch und fruchtig, ein roter Weinessig eher herb. Reisessig empfinde ich als eher mild und ein guter Apfelessig ist fruchtig und erfrischend. Natürlich könntest Du auch einen selbst hergestellten Apfelessig dafür nehmen. Apfelessig könntest Du aus Äpfeln, einer Essigmutter und Wasser ansetzen.

Welche Kräuter eignen sich für Kräuteressig?

Vor allem sehr aromatisch schmeckende Kräuter und Gewürze eignen sich für einen Kräuteressig, denn sie verfeinern den Geschmack. Aber auch keimhemmend wirkende Knoblauchzehen [2] oder Chilischoten, die durch das in ihnen enthaltende Capsaicin die Ausschüttung der guten Laune machenden Endorphine anregen [3], können in Essig eingelegt werden.

Sehr gut eignen sich aber auch die mediterranen Gartenkräuter wie Salbei, Rosmarin, Thymian, Estragon, Eberraute, aber auch Brennnessel, Löwenzahn, Holunderblüten oder Fenchelsamen.

Frische oder getrocknete Kräuter?

Theoretisch können für den Kräuteressig getrocknete und frische Kräuter verwendet werden.

In beiden Fällen gehen die wasserlöslichen Inhaltsstoffe in den Essig über. Persönlich nutze ich am liebsten frische Kräuter, denn der Essig schmeckt dadurch nicht nur aromatischer, sondern mir gefällt auch die Idee, dass durch die Pflanzensäfte die frische, lebendige Pflanzenkraft in den Essig übergehen kann.

Kräuteressig: Wecke deine Lebensgeister!

Besonders wenn die Tage wieder länger werden und der Frühling sich langsam ankündigt, benutze ich für den Kräuteressig gerne Pflanzen, die den Stoffwechsel anregen und die Ausscheidung von unbrauchbaren Abfallstoffen unterstützen.

Im Folgenden findest Du eines meiner Rezepte mit Rosmarin (Salvia rosmarinus bzw. Rosmarinus officinalis) und Brennnessel (Urtica dioica). Das Rezept finde ich auch geschmacklich gesehen angenehm und es erzielt genau diese Wirkung.

Kräuteressig

Einen Kräuteressig kannst Du im Handumdrehen selbst herstellen. Dabei ist es egal, ob Du die Kräuter vom Balkon, aus dem Garten oder aus dem Gewürzregal nimmst. Alles, was Du dazu brauchst, ist ein leeres Glas mit einem Kunststoff- oder Glasverschluss (z. B. ein Weck-Glas), einen halben Liter Essig, ein paar Kräuter und 3 Wochen Geduld.

Zutaten

  • 1 leeres Glas mit Kunststoff- oder Glasdeckel (Essig greift Metall an; z. B. ein Weckglas würde sich eigenen)
  • 1/2 l Apfelessig
  • 3–4 10 cm lange frische Rosmarinzweige (Salvia rosmarinus bzw. Rosmarinus officinalis)
  • 2 Handvoll frische Brennnesselspitzen oder junge Blätter (Urtica dioica)

Herstellung

Schneide oder pflücke die Kräuter klein und gib sie in das leere Glas. Übergieße sie mit dem Apfelessig und lasse es abgedeckt 3 Wochen ausziehen. Anschließend können die Kräuter abgefiltert werden und der Kräuteressig ist einsatzbereit.

Wichtige Hinweise zum Kräuteressig

Hinweis: Rosmarin steigert den Blutdruck und fördert die Durchblutung [2]. Menschen mit Bluthochdruck sowie Schwangere sollten Rosmarin deshalb nicht kurmäßig einnehmen.

Menschen, die allergisch oder mit Unverträglichkeit auf eine oder mehrere Zutaten reagieren, müssen auf die Einnahme ebenfalls verzichten.

Prophylaktisch und zur allgemeinen Unterstützung empfehle ich jeden Morgen 1–2 EL des Kräuteressigs in ein Glas lauwarmes Wasser zu geben und es eine halbe Stunde vor dem Frühstück zu trinken. Wenn ich mich kränklich fühle oder auch bei Frühjahrsmüdigkeit, nehme ich die 3-fache Dosis und verteile sie über den Tag.

Der Kräuteressig kann selbstverständlich auch in der Küche benutzt werden, um Salatsoßen, Gerichte oder Getränke geschmacklich zu verfeinern.

Wie lange ist Kräuteressig haltbar?

Ein Essig kann im Grunde nicht schlecht werden. Er dient sogar als Konservierungsstoff von Lebensmitteln. Mit der Zeit entsteht möglicherweise eine kleine, weißlich-bräunliche, gallertartige Schicht auf der Oberfläche. Das ist eine Essigmutter, die sich neu bildet und es bedeutet, dass der Essig eine gute Qualität hat und noch viele aktiven Essigsäurebakterien vorhanden sind.

Bei kühler und dunkler Lagerung ist der Kräuteressig mindestens so lange haltbar, wie es der Basisessig ursprünglich war.

Und zum Schluss

So ein Kräuteressig ist von der Wirkungsweise her wesentlich niedriger einzustufen als ein Tee oder eine Tinktur, aber neben einer gesunden Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und erholsamen Schlaf ist er eines der einfachsten Wege, um sich im täglichen Leben etwas Gutes zu tun. Probiere es mal aus!

Literatur

[1]       Nedoma G. Vergessene Heiltinkturen. 2. Aufl. Wals bei Salzburg: Servus-Verlag; 2022

[2]       Stern S, Helga Ell-Beiser H. Phytotherapie in Theorie und Praxis. 1. Aufl. Aarau und München: AT-Verlag; 2022

[3]       Baumann C. Gesund mit Vitalstoffen. 1. Aufl. Aarau und München: AT-Verlag; 2022

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

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