Sehnst Du Dich an Weihnachten und den Tagen zwischen den Jahren nach mehr Ruhe und Gemütlichkeit? Dann lies unbedingt weiter! In diesem Beitrag möchte ich Dir das Räuchern schmackhaft machen. Damit kannst Du ganz wunderbar eine heimelige, beruhigende Atmosphäre zaubern – und gut entspannen.
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Räuchern – eine alte Tradition unserer Vorfahren
Kräuter und Harze zu räuchern hat eine sehr lange Tradition und ist in vielen Kulturen verankert. Im Grunde räuchert der Mensch, seitdem er Feuer nutzt, denn indem er die Flamme mit Ästen, Blättern und Hölzern nährt, entsteht Rauch.
In unserer heutigen Gesellschaft ist das Räuchern zu Weihnachten oder in den dunkelsten Wochen des Jahres ein letztes Überbleibsel eines uralten Brauchtums. Für unsere Vorfahren jedoch war das Räuchern Bestandteil von Ritualen, Zeremonien – und auch Heilmittel. Zum Beispiel räucherte man, um die Götter gutmütig und gnädig zu stimmen. Der Gedanke dahinter war, dass der zum Himmel aufsteigende Rauch die Götter nährt und sie dadurch positiv stimmt. Oder aber man räucherte, um krankmachende Dämonen zu vertreiben. Heute würde man sagen, um Keime zu töten und dadurch Krankheiten fernzuhalten. Man räucherte also zum Beispiel auch Krankenzimmer aus.
Besonders in der dunklen Jahreszeit und zur Wintersonnenwende räucherte man, um das zurückkehrende Licht – die umkehrende Sonne – zu feiern, denn diese Kehrtwende bedeutet, dass in den nächsten Wochen die Tage wieder länger werden und der raue Winter vorbeigehen wird. Mit aufkommender Christianisierung wurde diese Freude über die Sonnenwende durch die Geburt Jesus ersetzt. Jesus sollte das Licht symbolisieren.
Erinnerst Du Dich? Die Heiligen Drei Könige hatten neben Gold auch Weihrauch und Myrrhe als Geschenke dabei. Das sind zwei alte Räucherstoffe, die selbst heute noch in den katholischen Kirchen als Weihrauch genutzt werden. Leider hat Kirchenweihrauch heute macherorts allerdings eine minderwertige Qualität und wird teilweise auch mit künstlichen Aromen versetzt.
Die heilsame Wirkung des Räucherns
Die Räucherstoffe wirken genau wie ätherische Öle über die Nase. (Räuchern ist übrigens die Mutter der Aromatherapie) Die Duftmoleküle werden beim Räuchern durch die Wärme freigesetzt und gelangen dann durch das Einatmen und über die Nase in das Limbische System. Das Limbische System ist der älteste Teil unseres Gehirns. Es ist an der Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen beteiligt.
Beim Eintreffen der Geruchsinformationen wird ein Gefühl erzeugt, denn Düfte haben die Fähigkeit, Erinnerungen und Assoziationen zu wecken. So können also bestimmte Düfte während des Räucherns positive Erinnerungen an vergangene Ereignisse oder Traditionen hervorrufen. Das kann besonders während der Weihnachtszeit dazu beitragen, eine festliche und nostalgische Atmosphäre zu schaffen, die vielleicht sogar auch an die eigene Kindheit erinnert.
Was empfiehlt sich zu Weihnachten zu räuchern?
Ganz klassische Räucherstoffe an Weihnachten sind die eben schon erwähnten Myrrhe und Weihrauch. Beide Harze sind sehr symbolbehaftet und spielten schon in der frühen katholischen Kirche eine wichtige Rolle. Myrrhe hat eine reinigende und erdende Wirkung. Das Harz verströmt einen angenehm balsamischen Duft. Weihrauch wirkt reinigend, beruhigend, und er fördert das Wohlbefinden.
Merke: Sind Düfte für Dich mit negativen Erinnerungen behaftet, solltest Du sie nicht verräuchern. Ich würde stattdessen zu Harzen einheimischer Nadelbäume, Gewürzen oder Zitrusfrüchten greifen.
Einheimische Nadelbäume
Wahrscheinlich hast du schon mal eine Fichte gesehen, an deren Rinde das Harz herabläuft, manchmal großflächig, manchmal nur in Form kleiner Tropfen. Dieses Baumharz nennt man auch Burgunderharz. Wenn es getrocknet ist, also nicht mehr klebt, kann man es zum Räuchern verwenden. Der Rauch reinigt die Atmosphäre (nicht nur von Keimen, auch bei „dicker Luft“), er beruhigt und schafft ein Gefühl von Leichtigkeit. Auch die getrockneten Fichtennadeln können geräuchert werden.
Gewürze
Ich räuchere an Weihnachten sehr gerne Gewürze. Besonders die typischen Weihnachtsdüfte wie Zimt, Kardamom und Gewürznelke machen eine heimelige Atmosphäre, die die Stimmung aufhellt, entspannt und besinnliche Ruhe schenkt.
Zitrusfrüchte
Orangen- und Mandarinenschale duften herrlich fruchtig frisch und zaubern gute Laune in die Gesichter. Nach dem Schälen müssen die Schalen erst noch getrocknet werden, bevor Du sie räuchern kannst. Ich lege sie dazu einfach auf die Heizung oder nutze die Restwärme des Backofens.
Zwei Räucherrituale für die Weihnachtszeit
Ich habe hier zwei Räucherrituale für Dich, die ich in der Weihnachtszeit empfehlen kann.
Hinweis: Aber bitte beachte: Räuchere niemals ohne Anleitung durch eine im Räuchern ausgebildete fachkundige Person bzw. nur, wenn Du selbst eine fundierte und fachkundige Ausbildung im Räuchern durch solche eine Person erfahren hast! Denn bei unsachgemäßer Anwendung kann das Räuchern gesundheitsschädlich und -gefährdend sein!
Bei konfliktreichen Festtagen
Weihnachten, das klingt immer so schön, aber es gibt natürlich auch Familien, bei denen das Fest ein Moment großer Anspannung ist. Der Stress, der sich in der hektischen Vorweihnachtszeit angestaut hat, bringt manchmal das Fass zum Überlaufen und es kommt zu Spannungen.
Räuchern ist kein Allheilmittel, aber es kann helfen, die Atmosphäre zu entspannen: So wie man früher die sogenannten Wetterkräuter ins Herdfeuer gab, um Gewitter abzuwehren und die Spannung aus der Luft zu entladen, so kann man die Wetterkräuter heute nutzen, um eine angespannte Atmosphäre in den eigenen vier Wänden zu beruhigen. Dazu eignen sich z. B. Lavendelblüten. Am liebsten räuchere ich sie auf dem Räucherstövchen. So entfaltet sich der Duft am besten und verteilt sich sanft im Raum, ohne aufdringlich zu werden. Selbst bei Menschen, die Räuchern nicht so mögen, kommt der Duft gut an und hilft ihnen zu entspannen und sich zu beruhigen. Das Stövchen kann beim Tannenbaum schmücken oder Festtagsessen mit auf dem Tisch oder dem Fensterbrett stehen, sodass das Räuchern ganz nebenbei unterstützt.
Für mehr Besinnlichkeit zu Weihnachten
Für mehr Besinnlichkeit greife ich gerne ins Gewürzregal und räuchere die typischen Weihnachtsgewürze: Zimt, Kardamom, Gewürznelke, geraspelter und getrockneter Ingwer. Gerne auch mit etwas getrockneter Orangenschale. Ich empfehle Dir, Deine eigene Mischung zusammenzustellen. Du wirst sehen, dass bereits die Herstellung der Mischung entspannt. Nutze dafür einen Mörser und zerkleinere alle Zutaten. Folge dabei Deiner Intuition. Gewürznelke hat einen sehr intensiven Duft. Von ihr nehme ich mengenmäßig am wenigsten. Getrocknete Orangenschale macht die Mischung fruchtig, Ingwer ist eher wärmend.
Die Mischung räuchere ich auf dem Räucherstövchen. Ich nehme mir einen Abend lang Zeit dafür und höre nebenbei Weihnachtsmärchen.
Und zum Schluss
Wie Du vielleicht schon merkst, ist das Räuchern eine recht spielerische Art und Weise, Heilpflanzen zu nutzen. Lass Dich von Deiner Nase führen und nimm Dir Zeit dafür. Dann wirst Du jede Menge Freude daran haben.
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.